World Press Photo Award Müder Krieger, fieser Griff
Hamburg - Der Soldat lehnt an einer Bunkerwand und hält sich schützend die Hand vor ein Auge. Seinen Helm fest an sich gedrückt schaut er fassungslos in die Kamera. Tim Hetheringtons Momentaufnahme aus einem umstrittenen Krieg ist heute zum besten Pressefoto des Jahres gekürt worden. Aufgenommen wurde das Bild am 16. September im Korengal-Tal, wo zu diesem Zeitpunkt heftige Gefechte tobten und ein US-Helikopter abgeschossen wurde. Es wurde im US-Magazin "Vanity Fair" veröffentlicht. "Das Bild zeigt die Erschöpfung eines Mannes und die Erschöpfung einer ganzen Nation", sagte der Jury-Vorsitzende Gary Knight heute in Amsterdam. Hetherington, 1970 in Liverpool geboren, erhält ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Der Fotograf hat bisher vor allem in Großbritannien, Afrika und Afghanistan gearbeitet. Er hat außerdem Erfahrungen in der Filmbranche - als Kameramann, Regisseur und Producer.
Zum 51. Mal wurde der World Press Photo Award heute im Amsterdamer Rathaus vergeben. Ausgezeichnet wurden herausragende Bilder aus dem Bereich Pressefotografie. Zusätzlich zu dem Hauptpreis verlieh die Jury in zwanzig verschiedenen Kategorien erste, zweite und dritte Preise.
Die US-Fotoagentur "Getty Images" war der Abräumer des Tages mit fünf Preisen. Eines der preisgekrönten Bilder des südafrikanischen Fotografen Brent Stirton zeigte einen toten Berggorilla, der aus einem Nationalpark im Osten Kongos getragen wird. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP, Oded Balilty, der im vergangenen Jahr den Pulitzer-Preis gewann, erreichte den dritten Platz in der Kategorie Menschen in den Nachrichten für eine Bilderserie aus Nanjing in China. Die AP erhielt außerdem eine Ehrenennung für ein Foto des Spaniers Emilio Morenatti aus dem Gazastreifen. Insgesamt hatten 5019 Fotografen aus 125 Ländern ihre Arbeiten eingereicht.
Bereits vor knapp zwei Wochen hatten sich 13 weltweit renommierte Fotografen, Bildredakteure und Agenturleute versammelt, um sich durch einen Berg von Material zu wühlen. Innerhalb von vier Tagen sichtete die Jury mehr als 80.000 Fotos. "Wir arbeiten acht bis zehn Stunden am Tag und haben dann etwa ein bis zwei Sekunden, um zu entscheiden, ob ein Foto in die nächste Runde kommt", erklärte der Jury-Vorsitzende Gary Knight im Vorfeld der Wahl. Trotz der "überwältigenden Masse an Arbeit" sei es eine phantastische Erfahrung, beim World Press Photo Award dabei zu sein. "Ich liebe es", so der Fotograf.
Die in den Niederlanden ansässige "World Press Photo"-Stiftung ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation, die 1955 gegründet wurde.
ala/AP