World Press Photo Im Cabrio durchs Grauen
Bilder, die zu Ikonen der Zeitgeschichte werden und den Betrachter zum Zeugen machen: Beim World Press Photo Award werden die besten Bilder des vergangenen Jahres ausgezeichnet.
Der Sieger der 50. Preisverleihung ist der US-Fotograf Spencer Platt von Getty Images. Sein Bild zeigt eine Gruppe junger Libanesen, die im Cabrio durch den von israelischen Bomben zerstörte Süden Beiruts fahren. Die Aufnahme entstand am 15. August 2006, dem ersten Tag des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hisbollah. Damals kehrten Tausende Libanesen zurück in ihre Häuser - viele fanden nur noch Trümmer vor.
"Dieses Bild kann man lange betrachten", begründete Michele McNally, die Vorsitzende der Jury, die Entscheidung. "Es ist so vielschichtig und widersprüchlich wie das tatsächliche Leben inmitten des Chaos. Dieses Bild hilft uns, über den Augenschein hinaus zu sehen."
Den ersten Preis in der Kategorie "Sports Action" erhielt der Niederländer Peter Schol für seine Aufnahme des berüchtigten Zinedine-Zidane-Kopfstoßes während der Fußball-Weltmeisterschaft. "Eigentlich war ich eine Sekunde zu spät, denn Materazzi fiel bereits", sagte Schol zu dem ersten Bild seiner Serie. Danach machte er einige Schnappschüsse von Zidane, als er dem Schiedsrichter gegenüberstand und dann, mit gesenktem Haupt, in die Umkleidekabinen trottete. "Das war der letzte Moment eines großartigen Fußballspielers", so Schols über sein Zeitdokument.
Der Nigerianer Akintunde Akinleye wurde für seine Aufnahme eines Mannes geehrt, der sich zwischen den Trümmern eines Hauses kurz nach der Explosion einer Gas-Pipeline im nigerianischen Lagos sein Gesicht wäscht. Er gewann in der neuen Kategorie "Spot News Single" den ersten Preis.
4460 Fotografen aus 124 Ländern hatten Arbeiten eingereicht. Insgesamt kamen 78.083 Bilder zusammen. Die Jury zeichnete 58 Fotografen aus 23 Ländern in zehn Kategorien aus.
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