ZDF-Brief im Wortlaut "Gefährliche Einmischung der politischen Parteien"
Berlin und Mainz, den 20. Februar 2009
Herrn Intendant
Prof. Markus Schächter
Lieber Herr Schächter,
wir unterstützen Sie in Ihrem Entschluss, Nikolaus Brender als ZDF-Chefredakteur für eine weitere Amtszeit zu verlängern. Der Widerstand im ZDF-Verwaltungsrat gegen Ihre Entscheidung zeugt von einer gefährlichen Einmischung der politischen Parteien in die Souveränität unseres Hauses. Gerade im Jahr der Bundestagswahl ist Distanz zu den Parteien unverzichtbar, um die Glaubwürdigkeit der journalistischen Leistungen im ZDF nicht in Verruf zu bringen und unsere Unabhängigkeit zu bewahren. Es wäre ein schwerwiegender Eingriff in die Rundfunkfreiheit, wenn Ihr Vorschlag abgelehnt würde.
Der ZDF-Verwaltungsrat ist dem Ansehen des ZDF als unabhängigem Medienhaus und nicht den Interessen einzelner politischer Gruppen verpflichtet. Für die Berufung des ZDF-Chefredakteurs dürfen einzig und allein die Kriterien der persönlichen Integrität, professionellen Qualität und journalistischen Unabhängigkeit gelten. Wir versichern Sie unseres Rückhalts und wollen damit auch ein Zeichen gegen politischen Druck auf den Intendanten setzen.
Wir werden diesen Brief der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Peter Frey, Leiter Hauptstadtstudio
Dr. Eckhart Gaddum, Hauptredaktionsleiter Neue Medien
Ekkehardt Gahntz, Hauptredaktionsleiter Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik
Dieter Gruschwitz, Hauptredaktionsleiter Sport
Maybrit Illner, Moderatorin
Dr. Claus Kleber, Erster Moderator heute journal
Prof. Guido Knopp, Redaktionsleiter Zeitgeschichte
Theo Koll, Hauptredaktionsleiter Außenpolitik
Dr. Norbert Lehmann, Redaktionsleiter ZDF-Reporter
Dr. Claus Richter, Redaktionsleiter Frontal 21
Ulf Röller, Redaktionsleiter Morgenmagazin
Bettina Schausten, Hauptredaktionsleiterin Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik
Marietta Slomka, Moderatorin heute journal
Elmar Theveßen, Hauptredaktionsleiter Aktuelles