Gestorben Gunilla Palmstierna-Weiss, 94

Åsa Lundén / Moderna Museet
Sie sah sich als europäische Frau, und so nannte Gunilla Palmstierna-Weiss auch ihre Autobiografie, die im September dieses Jahres auf Deutsch erschienen ist. Sie lebte in Schweden, Deutschland und Holland, reiste durch die USA, Mexiko und Vietnam. Die Künstlerin war Kosmopolitin und frühe linke Feministin, was ihr durchaus Antipathien einbrachte. »Solche Frauen wie du machen einen Mann impotent«, soll Verleger Siegfried Unseld zu ihr gesagt haben. Die Bildhauerin, Keramikerin und Bühnenbildnerin wurde 1929 in Lausanne geboren, die Eltern trennten sich früh. Die Mutter studierte Psychoanalyse bei Sigmund Freud in Wien und nahm sich 1948 das Leben. Palmstierna studierte Kunst in Amsterdam und Paris und wurde zu einer der wenigen weiblichen Bühnen- und Kostümbildnerinnen ihrer Zeit. Sie arbeitete viele Jahre mit Ingmar Bergmann (»Wir haben heftig gestritten«), begegnete John Cage, Samuel Beckett, Robert Rauschenberg und Ulrike Meinhof. Nachdem sie 1964 den Schriftsteller Peter Weiss geheiratet hatte, stand sie oft im Schatten ihres berühmten Ehemanns. Ihr Leben war stets auch ein Kampf um Anerkennung als Künstlerin. Sie spielte in seinen Filmen und gestaltete Bühnen für seine Dramen. Nach Weiss’ Tod wurde sie zur wichtigsten Nachlassverwalterin. Gunilla Palmstierna-Weiss starb am 20. November 2022 in Stockholm.