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FILM / NEU IN DEUTSCHLAND Guter Kern

aus DER SPIEGEL 32/1968

Wie junge Wölfe (Frankreich; Farbe). Seine tragischen, vom Leben benachteiligten »Kinder des Olymp« haben Marcel Carné einst berühmt gemacht -- als Fatalisten und düsteren Pessimisten. Nun, mit 58, will der französische Regie-Veteran gewaltsam eine heile Welt entdecken: Unter Pariser Hippie-Blusen fahndet er altersschwach nach dem guten Kern der jungen Generation.

Er findet einen singenden Hippie aus Adelskreisen, der am Montmartre zu Gitarrengezirpe zynisch die moderne Liebe erklärt: »Ich weiß nichts von dir, du weißt nichts von mir -- wunderbar.«

Aber er findet auch Sylvie, ein jungfräuliches Mädchen vom Lande (Haydée Politoff) mit reiner Wäsche und sauberen Gefühlen für einen Gammler (Christian Hay), der -- so der stets beschönigende Dialog -- »in einer

Sozialwohnung groß geworden ist« und nun in gestohlenen Limousinen durchs Land hastet.

Er liebt hochgestellte Damen gegen Honorar und genießt außerdem mit einem hornophilen Kapitalisten die Wonnen des verachteten Establishments.

Doch selbst dieser ranke Galan strebt schließlich nach dem Guten: Reuig retiriert er nach den Eskapaden zum läuternden Nacktbad mit Sylvie in die Schwimmhalle des französischen Kanalbadeorts Deauville.

Die Wasser-Pantomime, sauberer Höhepunkt des Jugend-Spiels, gleißt golden im Gegenlicht. Marcel Carnés oft so hoch gelobte Regie-Kunst freilich bleibt im Schatten.

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