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NEU IN DEUTSCHLAND Hand am Pyge

aus DER SPIEGEL 46/1966

Grieche sucht Griechin (Deutschland). Mit quiekenden, blankbusigen Blondinen und einem Muskelmann in schwarzem Minislip festigt Rolf Thiele, 48, gleich zu Filmbeginn seinen Branchen -Ruf: »Venusberg«-Thiele offeriert eine Orgie.

Anschließend illustriert der sexzentrische Künstler aber nur noch bunt und bieder eine Schweizer Satire - Dürrenmatts Kurzroman »Grieche sucht Griechin«.

Archilochos, Schweizer Unterbuchhalter mit Hellenen-Ahnen, wünscht per Annonce zwecks Ehe eine Griechin. Eine dekorative Dame (Irina Demick) willigt ein, und, was noch wundersamer ist Archilochos genießt plötzlich öffentliche Ehren, avanciert zum Generaldirektor und Weltkirchenrat.

Das Rätsel der Karriere löst sich am Altar: Die Braut ist eine Staatskurtisane, die von höchster Stelle aus dem Verkehr gezogen und dem kleinen Mann mit Mitgift angetraut wird. Archilochos flieht die schnöde Welt, die auch Thieles Operettenhumor nicht schöner macht.

Die satirische Schweiz des Films liegt hauptsächlich in Offenburg, wo Burdas Verlagshaus einen Weltkonzern (Geburtszangen bis Atomkanonen) markiert. Als Archilochos muß Heinz Rühmann wieder eine scheue Rührmann -Rolle spielen.

Nicht bis zum Schluß. In Hellas' Sand nach Idealen grabend, findet er die gekaufte Braut wieder. Und während sie antik nackt mit ihm das Meer besieht, legt er beherzt die Hand auf den Teil, der bei den alten Griechen Pyge hieß.

Rühmann in »Grieche sucht Griechin«

Karriere durch die Kurtisane

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