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Happening

aus DER SPIEGEL 25/1972

Immer mal wieder beweist Wolf Vostell, daß es ihn und seine Happenings noch gibt. Jüngst trieb er, anläßlich der »Bochumer Kunstwoche«, wieder sein Spielchen: In einem Einkaufszentrum am Ruhrschnellweg veranstaltete er eine »Olympia Hymne«. Für ein Honorar von 8000 Mark und mittels einiger Kubikmeter Beton versetzte er in mehrstündiger Arbeit die für 400 Mark erworbene Ladentheke des Metzgers Herker aus Bochum-Wiemelhausen in den Gnadenstand einer Vostellschen »Ereignisplastik«. Der samt Ladenkasse und einigen alten Broten einbetonierte Tresen (Vostell: »Wir gehen einer großen Versteinerung entgegen") soll, mit einer spärlichen Photodokumentation über »Wohnbedingungen Bochumer Bürger 1972« -- welche Überraschung -, klarmachen, daß die Münchner Sport-Schau »als Staatsreklame keine Rücksicht auf die arbeitenden Menschen nimmt«. Die arbeitenden Menschen, soweit sie gerade ihre Einkäufe besorgten, hatten eher das Gefühl, Vostell nehme keine Rücksicht auf sie, und bedachten die Aktion mit eindeutigen Gesten: Sie tippten sich, zumeist, an die Stirn. Vostell ("Wir Künstler können nur Modelle liefern") zeigte Verständnis: »Man muß sich lange damit beschäftigen. Ich verstehe auch nichts von Gehirnchirurgie.«

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