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MODE Harvard-Schick

aus DER SPIEGEL 39/2009

So sieht Verzweiflung aus. Die Löcher, die die Finanzkrise in den Etat der amerikanischen Elite-Universität Harvard gerissen hat, sind riesig, und nachdem man dort schon auf Hunderte Mitarbeiter verzichtet, das warme Frühstück abgeschafft und ein großes Bauprojekt ausgesetzt hat, lässt die Hochschule nun unter ihrem Namen auch noch teure Designerkleidung verkaufen. Harvard Yard heißt die neue Herrenmodelinie des New Yorker Textilkonzerns Wearwolf Group, die ab Februar in ausgesuchten US-Läden verkauft werden soll. Die Klamottenmarke ist nach dem großen gepflegten Grün im Herzen des Campus benannt und kopiert ebenjenen »preppy« (zu Deutsch: adretten) Stil, den dort viele der etwa 32 000 Harvardianer über den Rasen tragen und für den sie von höheren Söhnen in aller Welt geliebt werden: Lederslipper, helle Hosen, Polohemden, Blazer, mal im Schottenmuster, mal mit Einstecktuch in der Harvard-Farbe Purpur. Als »eine moderne Darbietung des klassischen amerikanischen Erbes« beschreibt Kreativchef John Fowler seine Modeschöpfung à la Harvard. »Wir wollen die Kraft Harvards mit der Kraft eines karierten Shirts verbinden.« Hierzu bleiben dem Designer zehn Jahre, so lange währt die Lizenz, die die Wearwolf Group der Universität abkaufte. Wie viel Harvard dafür bekommen hat, ist nicht bekannt - von Seiten der Hochschule heißt es nur, das Geld fließe in Stipendien. Über 60 Prozent der Bachelor-Studenten in Harvard erhalten finanzielle Hilfe. Das Vermögen der Hochschule ist in Folge von Spekulationsverlusten innerhalb eines Jahres um 30 Prozent auf 26 Milliarden Dollar gesunken.

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