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Bücher Haß auf Verwandte

Susan Howatch: »Die Erben von Penmarric. Deutsch von Günter Panske. Molden; 704 Seiten; 28 Mark.
aus DER SPIEGEL 11/1972

Jan-Yves, der jüngste der vier Brüder Castallack, fragt 1935 seine Schwester Lizzie, die noch auf die Pazifisten setzt. ob der »Faschismus denn viel mehr als eine Eintagsfliege« sei. William, der ältere Halbbruder von Lizzie und Jan-Yves, nennt 1913 Churchill einen Kriegstreiber. Man sorgt sich um die Iren und die Frauenrechtlerinnen, der eine oder andere Sohn muß in den einen oder anderen Weltkrieg ziehen,

Der Familienroman, der hauptsächlich an der Zinnküste von Cornwall spielt, läßt die Weltgeschichte also nicht ganz außer acht, doch sehr viel macht sie auch wieder nicht her. Die Autorin Susan Howatch, 31, geht mehr auf gesellschaftliche Abstufungen und Veränderungen ein und auf die Wechselfälle der Erotik. Der zum Schloßerben bestimmte Mark heiratet eine fast zehn Jahre ältere, aber überaus verführerische Bauernwitwe allerärgster Abkunft. Später trennt er sich von ihr und übergibt sechs Kinder dieser Ehe der Geliebten, einer Arzttochter, mit der er zwei illegitime Söhne hat.

Das Buch ist von Verwandtenhaß durchtobt, von Eifersuchtsaffären und Geldintrigen. Die Autorin hat fünf Sippenangehörigen je ein Kapitel übertragen. Der Leser, der die Abneigung eines Erzählers -- etwa gegen die Rivalin oder den Rivalen übernommen hat, muß sich berichtigen, wenn das nächste Ich zu Wort kommt. Auch der erpresserische Sohn und der betrügerische Bruder sind aus ihren Blickwinkeln als Opfer zu begreifen.

Die Botschaft leiht dem fetten und bewegten Schmöker-Bestseller einen Hauch von Weisheit.

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