AUSSTELLUNGEN Heimliches Jubiläum
Er ist der berühmteste und auch der risikofreudigste deutsche Künstler der Gegenwart. Gerhard Richter, 76, hat gegenständlich gemalt, als im Grunde nur die Abstraktion erlaubt war - und umgekehrt. Nun wird vor allem der abstrakte Richter dreifach gewürdigt: Eine Ausstellung in der Londoner Serpentine Gallery ist gerade angelaufen, zwei weitere im Kölner Museum Ludwig und im Museum Morsbroich in Leverkusen starten in dieser Woche. Die Leverkusener zeigen erstmals in größerem Umfang Richters übermalte Fotografien, die man durchaus als halbe Abstraktionen bezeichnen kann und die der Schriftsteller Botho Strauß vor kurzem als »erlöste Abbilder« feierte (SPIEGEL 30/2008). Im Grunde ist die Ausstellungstrias so etwas wie eine heimliche Jubiläumsfeier: Vor 20 Jahren malte Richter seinen heute so legendären Bilderzyklus zur RAF. Der Titel der 1988 entstandenen Gruppe lautet »18. Oktober 1977«. Am 18. Oktober läuft nun die größte der drei aktuellen Präsentationen in Köln an. Die Serie selbst, die dem Museum of Modern Art in New York gehört, bleibt in den Vereinigten Staaten.