NEU IN DEUTSCHLAND Hiroshima, mon amour (Frankreich/Japan).
Gleich mit seinem ersten Spielfilm entfernt sich Alain Resnais, As der »Neuen Welle« (SPIEGEL 7/1960), von den Trampelpfaden gebräuchlicher Kinodramaturgie: Weder thematisch noch stilistisch paßt der Film in herkömmliche Kategorien. Eine Französin (Emmanuelle Riva) und ein Japaner (Eiji Okada) lieben sich in Hiroshima, ihre Beziehungen reflektieren die nicht überwundenen Erfahrungen des Krieges - die erste Liebe der Frau zu einem deutschen Besatzungssoldaten. Nicht in äußeren Vorgängen verläuft der Film, sondern in gleichsam meditativen Bildern der Detailbeobachtung und der Erinnerung. Gegenwart und erinnerte Vergangenheit werden durch eine genialische Bildmontage nahtlos verschmolzen. Regisseur Resnais will mit diesem Film, der mit dem modernen Roman à la James Joyce und Marcel Proust verglichen werden kann, nicht die Realität zeigen, wie sie ist, sondern das Bild, das sie dem Bewußtsein der Heldin einprägt: »Hiroshima, mon amour« ist gefilmtes Bewußtsein. (Argos/Como/Pathé Overseas/ Daiei.)
Emmanuelle Riva