Gestorben Ida Nudel, 90

Sommer / IMAGO
Sie galt als »Schutzengel der Gefangenen Zions«, sie war eine der bekanntesten Frauen unter den sowjetischen Dissidenten, und sie wurde später zur Symbolfigur für die Freiheit Israels. Ida Nudel, geboren 1931 in Noworossijsk am Schwarzen Meer, kümmerte sich viele Jahre um zahllose jüdische Häftlinge in der offen antisemitischen UdSSR, sie kämpfte für das Recht auf Ausreise von Juden und bot dem kommunistischen Regime die Stirn. Die Wirtschaftswissenschaftlerin beantragte immer wieder die Ausreise nach Israel, immer wieder wurde das abgelehnt. 1978 nahm die ganze Welt Notiz von ihrem Kampf: Die Sowjetbürgerin jüdischen Glaubens hatte ein Banner an ihren Balkon in Moskau gehängt: »KGB, gib mir ein Visum für Israel!« Wegen »antisowjetischen Verhaltens« und »Rowdytums« wurde Ida Nudel daraufhin in die Verbannung geschickt. Vier Jahre blieb sie in Sibirien, unter unmenschlichen Bedingungen. Nach ihrer Freilassung dauerte es weitere fünf Jahre, doch dann kam der Triumph: Unter den Augen der Weltöffentlichkeit betrat Ida Nudel im Oktober 1987 den Boden Israels. Es sei für sie der glücklichste Tag ihres Lebens, sagte sie überwältigt von dem Empfang durch Regierungsmitglieder, einen Tross von Journalisten und 5000 Israelis. Ida Nudel blieb politisch und sozial aktiv; sie engagierte sich für russische Kinder, die in Israel ein neues Zuhause finden sollten. Jane Fonda, die Ida Nudel in der Sowjetunion besucht hatte, sagte über die kleine, überaus willensstarke Frau: »Ich danke ihr dafür, mir etwas sehr Wichtiges beigebracht zu haben: niemals die Hoffnung zu verlieren.« Ida Nudel starb am 14. September in Rehovot bei Tel Aviv.