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Bücher Idyll mit Mutter

Mary McCarthy: »Ein Sohn der Neuen Welt. Deutsch von Gisela Stege. Droemer; 440 Seiten; 28 Mark.
aus DER SPIEGEL 11/1972

Mary McCarthy, 59, die in Paris lebende US-Schriftstellerin ("Die Clique"), sieht allmählich von den Intellektuellen ihres Alters ab. Peter, der Titelheld des neuen Buchs, ist nach dem Zweiten Weltkrieg geboren worden. Seine Mutter Rosamund, die prominente Cembalistin mit dem aufreibenden Koch- und Backtick. hält, wenn der Roman einsetzt. beim dritten Ehegatten.

Die Romankapitel sind, wie früher schon bei der Autorin, untereinander eigentlich nur durch die Hauptfigur samt einigen Angehörigen verbunden. Der empfindliche und scharfsinnige Peter denkt über bestimmte Charaktere und einige Menschheitsfragen nach, er macht Erfahrungen mit einzelnen und Gruppen und auch mit sich selbst: in New England, wo er als »Jung-ödipus« gemeinsam mit der Mutter ein altmodisches Idyll versucht, im Paris der Polizisten, Demonstranten und Amerikaner und in Rom, wo auch bereits ein Landsmann -- ein Soziologie-Professor mit dem Tonband -- lauert.

Überall macht die McCarthy ihre Urteilsfreude, Ironie und Formulierbegabung geltend. Auf Sex wird angesichts des 19jährigen Puritaners Peter nahezu verzichtet. Zum Ersatz sind ekle Klo-Variationen in Paris und eine amerikanische Gebiß-Groteske aufgeboten worden. Die Entjungferungspassage, der »Die Clique« einen wichtigen Teil des Erfolgs verdankte, war für die Romanhandlung und für den Handlungshintergrund durchaus ergiebig. Auch die neuen Peinlichkeiten tragen ihren Teil zur sittlich-seelischen und zur gesellschaftlichen Problematik bei.

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