Druck aus der Politik Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts Zelensky tritt zurück

Igor Zelensky
Foto: Tobias Hase / dpaIgor Zelensky, Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts, ist zurückgetreten. Das teilte das Bayerische Staatsballett am Sonntagabend mit. Bis ein neuer Direktor gefunden sei, sollen die Ballettmeister Judith Turos und Thomas Mayr »die Kontinuität sicherstellen«.
Das Haus verwies als Grund für den Entschluss Zelenskys auf private und familiäre Angelegenheiten des Russen. Der scheidende Ballettdirektor selbst äußerte sich schriftlich zu seinem Rücktritt: »Eine Ballettkompagnie zu führen, erfordert absolute Konzentration und Kapazität«, so Zelensky. »Aktuell verlangen jedoch private Familienangelegenheiten meine volle Aufmerksamkeit und Zeit, die mit der Leitung einer Ballettkompanie nicht vereinbar sind. (...) Meine Familie braucht nun meine ganze Unterstützung.«
Engagement für russische Stiftung
Zelensky hatte im September 2016 die Leitung des Bayerischen Staatsballetts übernommen. Zuletzt war er wegen einer Nebentätigkeit für eine dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehende Stiftung in die Kritik geraten. Wie die »Süddeutsche Zeitung« berichtete , sei er als Berater der »National Cultural Heritage« mit Sitz in Moskau tätig, eine gemeinsame Gründung von Bolschoi- und Mariinski-Theater sowie Eremitage-Museum und Tretjakow-Galerie.
Das Kunstministerium hatte ihn Berichten zufolge zu seiner Haltung zum Angriffskrieg auf die Ukraine befragt, Zelensky aber hatte der »Süddeutschen Zeitung« zuvor bereits mitgeteilt, dass er sich zu politischen Angelegenheiten nicht äußern werde.
Intern soll der Choreograf sich nach Informationen des Bayerischen Rundfunks zwar gegen den Krieg ausgesprochen haben, eine öffentliche Stellungnahme aber blieb aus. Stattdessen kam nun der Rücktritt mit sofortiger Wirkung.
Kunstminister Markus Blume zollte »der persönlichen Entscheidung Respekt«. Der CSU-Politiker teilte mit: »Das Bayerische Staatsballett hat unter der Leitung von Igor Zelensky große künstlerische Erfolge gefeiert. Im Gedächtnis werden vor allem die vielen Auftritte weltberühmter Ballettstars bleiben, die Herr Zelensky nach München geholt hat.«
Die Vermutung liegt nahe, dass Zelensky mit seinem Rücktritt einer Entlassung zuvorgekommen war.
Bereits Anfang März hatte sich die bayerische Landeshauptstadt von dem russischen Dirigenten Waleri Gergijew als Chef der Münchner Philharmoniker getrennt. Gergijew habe sich zu der Aufforderung, »sich eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt«, nicht geäußert, teilte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zur Entlassung Gergijews mit.