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Imane Ayissi Vom Boxer zum Modedesigner

aus DER SPIEGEL 5/2023
Foto:

Matthew Avignone

Seine Kollektion war vergangene Woche ein viel beachtetes Ereignis der Haute Couture Fashion Week in Paris, dabei sind seine Kreationen eher klassisch, in sanften Farbtönen oder schwarz gehaltene Kleider, Hosen, Jacken für Frauen. Aber schon vor den Schauen machte der aus Kamerun stammende Designer Imane Ayissi, 54, durch seinen außergewöhnlichen Lebensweg von sich reden. Er habe sich alles selbst angeeignet und sich seit seiner Kindheit für Modedesign interessiert, erzählte der Künstler wenige Tage vor dem Defilee der französischen Tageszeitung »Libération«. Sein Vater war Boxchampion und seine Mutter eine Stewardess, die 1960 zur Miss Kamerun gewählt wurde. Ihre eleganten Kleider hätten ihn schon als kleinen Jungen fasziniert. Darum habe er sie entwendet, um sie aufzutrennen – und wieder zusammen­zunähen: »Ich wollte die Kleider verstehen.« Trotzdem war sein Weg zum Modeschöpfer für Haute Couture kein geradliniger. Ayissi versuchte sich zunächst wie sein Vater als Boxer, wurde später Tänzer im Nationalballett von Kamerun, bis ihn Anfang der Neun­zigerjahre eine Tournee nach Paris führte. Fasziniert von der Modewelt, entschied er sich, in Frankreich zu bleiben, obwohl er keine gültige Aufenthaltsgenehmigung besaß. Er begann, als Fotomodell zu arbeiten, nahm an Schauen für große Luxusmarken wie Yves Saint Laurent, Givenchy oder Dior teil. Laut eigenen Angaben lebte und arbeitete er mehr als acht Jahre lang ohne Ausweispapiere in Paris. Es sei eine komplizierte Zeit für ihn gewesen. »Ich lebte ständig mit der Angst im Bauch und traute mich kaum zum Einkaufen auf die Straße.« Kein Wunder, dass dem mittlerweile eta­blierten Designer nach einer ge­lungenen Modeschau manchmal die Tränen vor Rührung kommen.

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