BUCHMARKT Immer Ärger mit Harry
Es ist die große Hoffnung, aber auch ein Wagnis und offenbar auch ein Ärgernis. Am Samstag dieser Woche erscheint der fünfte Band von Joanne K. Rowlings Zauberer-Reihe im englischen Original: »Harry Potter and the Order of the Phoenix«. Der Verlag Bloomsbury, so heißt es, druckt für Großbritannien eine Auflage von 2,5 Millionen, der amerikanische Verlag Scholastic wagt die höchste Startauflage für ein Hardcover in der Geschichte des US-Buchmarkts: 8,5 Millionen Exemplare. Doch auch wenn Verlage und Buchhändler gemeinsam darauf hoffen, dass das neue »Potter«-Buch der Branche aus der Umsatzflaute heraushilft, so ist es zugleich genau dieser Titel, der heftige Kontroversen zwischen Verlagen und Buchhandlungen auslöst. Die Zugeständnisse, die die Händler dem britischen Verlag Bloomsbury machen müssen, sind beträchtlich. Sie dürfen das Buch vor Verkaufsbeginn am 21. Juni 0.01 Uhr britischer Sommerzeit nicht lesen - ein bisher einmaliger Vorgang. Auch der insgesamt kooperativere Hamburger Carlsen-Verlag, der die deutsche Übersetzung »Harry Potter und der Orden des Phönix« ab 8. November ausliefern wird, ist nun in die Kritik geraten. Carlsen will den Buchhändlern in diesem Fall das branchenübliche Rückgaberecht verweigern. Sollte sich das Buch doch nicht so gut verkaufen wie erwartet, könnten die Händler auf der einmal georderten Ware sitzen bleiben. »Ein vernünftiger Umgang miteinander findet in der Sache Harry Potter nicht statt«, urteilt Rudolph Braun-Elwert, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Das Branchenblatt »buchreport« gibt zu bedenken, dass Sortimenter beim Erwerb des neuen »Potter«-Bandes durchaus ein »erhöhtes Risiko« eingingen. Der Umfang von 1000 Seiten könne Leser abschrecken, außerdem seien die Kosten für die Käufer beträchtlich: 28,50 Euro - für ein Kinderbuch ein ungewöhnlich hoher Preis. Beim Carlsen-Verlag sieht man keine Anzeichen dafür, dass sich das Buch schlechter verkaufen könne als der Vorgänger-Band. Immerhin meldet der Online-Händler Amazon weltweit über eine Million Vorbestellungen für die englischsprachige Ausgabe.