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KUNST Inszenierte Fotothriller

aus DER SPIEGEL 33/2005

Mit den seelischen Abgründen anderer Menschen kannte sich der aus New York stammende Fotograf Gregory Crewdson, 42, schon früh aus. Gern verbreitet er die Geschichte, er habe als Kind gelauscht, wenn sich die Patienten bei seinem Vater, einem Psychoanalytiker, aussprachen. Noch lieber hat Crewdson seine Zeit offenbar im Kino verbracht. Seine Bilder sind von einer ausgeklügelten und stets an Hollywood erinnernden Ästhetik: Die Menschen erscheinen attraktiv und zugleich auch hübsch neurotisch - und die Welt um sie herum wirkt wie eine Thrillerkulisse. In seinem jüngsten, demnächst im Kunstverein Hannover ausgestellten Fotozyklus »Beneath the Roses« (3. September bis 30. Oktober) steht eine Frau als nackter Zombie in ihrem düsteren Apartment, Nebel durchzieht gespenstisch leere Städte, ein Holzhaus am Rande der Stadt brennt, und junge Menschen verharren wie traumatisiert auf den Bahngleisen daneben. Legendär ist der Aufwand, den der bekennende Perfektionist Crewdson bei der Herstellung seiner Schauerbilder betreibt. Er arbeitet meist mit einem riesigen Trupp von Schauspielern, Beleuchtern, Kameraassistenten und Experten für Spezialeffekte zusammen. Crewdson selbst weiß ja seit Kinderzeiten, dass die Wirklichkeit fast genauso gruselig ist wie seine Hochglanz-Scheinwelt.

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