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BÜCHER NEU IN DEUTSCHLAND Irre Typen

Ana Bé: »Typen«. Melzer; 248 Selten; 14 Mark.
aus DER SPIEGEL 53/1970

Die bourgeoise Mama ist zutiefst schockiert, doch Tami, 19, ihre »fromme jüdische Tochter«, hat nichts gegen deutsche Knaben, vorausgesetzt, es sind »irre Typen« in Felljacken und Jeans.

Auf das Studium solcher Typen haben sich die Philologiestudentin Tami und ihre katholische Freundin Bigi, »Superfrauen« aus Köln, ausschließlich kapriziert. Selbst eine Reise zu Israels historisch und militärisch bedeutsamen Stätten bringt Tami nur sporadisch ·auf andere Gedanken. »Alles furchtbar traurig«, räsoniert sie etwa angesichts einer Gedenkstätte. Aber Ihre Kaltschnäuzigkeit verliert sich, sobald ihr ein schlanker, schwarzgelockter Jüngling ins Visier kommt.

Rund 50 »Über-», »irrer«, »süßer, schmusiger« Typen werden von der Ich-Erzählerin Tami inspiziert, doch zumeist nach kurzer Zeit als »Dreckschwein« oder »Pottsau« fallengelassen. Nur für Nini, einen Beau und Snob, hält sie sich allzeit bereit. Doch just dieser »Supermann« will von ihr nichts wissen, da -- wer hätte das gedacht -- die frivol daherplappernde Tami noch Jungfrau ist.

So cool, wie es scheint, ist jedoch -- laut Autorin Ana Bé -- die Tami-Nini-Bigi-Zippi-Url-Buddy-Generation gar nicht. Als Tamis »fester Typ« Tom seiner Freundin den Laufpaß gibt, bricht braves altes Jungmädel-Herzeleid aus der Berichterstatterin: »But it's all over now«, schluchzt sie mit einem Soul-Refrain und wandelt barfuß Im »taunassen Gras« unter einer Trauerweide.

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