James Gray Harte Schule

Daniele Venturelli / WireImage / Getty Images
Es klingt nach einer Selbstverständlichkeit: Ein Regisseur behält sich das Recht vor, die Rollen in seinen Filmen so zu besetzen, wie er es für richtig hält. Doch in Zeiten des Kulturkampfs um Identitätspolitik und die sogenannte kulturelle Aneignung ist manches umstritten, was lange selbstverständlich war. Und so verteidigte der Regisseur James Gray, 53, in einem Interview mit der »New York Times« nun den Umstand, dass in seinem neuen Film »Zeiten des Umbruchs« der Oscargewinner Anthony Hopkins einen Juden spielt, obwohl er kein Jude ist. Wer verlange, dass jüdische Rollen nur mit jüdischen Schauspielerinnen oder Schauspielern besetzt werden dürften, trage am Ende dazu bei, dass sich Stereotypen verfestigten, so Gray. »Schaut sich jemand den ›Paten‹ an und beschwert sich, dass Marlon Brando aus Nebraska kommt und kein italienischstämmiger New Yorker ist?«, fragt der Regisseur rhetorisch. Die Kunst des Schauspiels liege nun mal darin, sich in eine dargestellte Person einzufühlen. Hopkins’ Figur in »Zeiten des Umbruchs« ist dabei an Grays eigenen Großvater angelehnt: einen Juden, der den Holocaust überlebt hatte und in die USA flüchtete. Der autobiografisch grundierte Film spielt im New York des Jahres 1980. Ronald Reagan zieht als republikanischer Bewerber in den Wahlkampf um das Weiße Haus. Und eine Familie namens Trump macht gute Geschäfte. Sie hat Gray damals persönlich erlebt. Sein Bruder war mit Donald Trumps Nichte Mary befreundet. Er selbst ging in Queens auf die Schule, die schon der spätere US-Präsident besucht hatte. Dort lief er einmal dessen Vater Fred in die Arme, der ihn herrisch zur Rede stellte. Jetzt hat er die Szene für »Zeiten des Umbruchs« verwendet: »Es war fast exakt so, wie der Film es zeigt.«