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Janssen, makaber, zur Auktion

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aus DER SPIEGEL 47/1985

Todes-Nähe erlebt der Zeichner Horst Janssen in einer »alle Nerven umschmusenden Seligkeit«, aber auch manche »Koketterie« mit »Gevatter Hein« nimmt er sich heraus und setzt das makabre Thema in »lustige Bilder« um. Anfang 1981 beispielsweise ist »so ein Stremel« entstanden, eine »Zwischenbilanz« genannte Folge von acht Pastellblättern, auf denen der sich immer wieder selbst bespiegelnde Künstler mit Puppen und Affen, insbesondere jedoch mit marionettenhaften Knochenmännern auftritt und in der Beischrift unter anderem bekundet, er wäre gern »von 5.00 bis 9.00 Gerichtsprotokollär beim Jüngsten Gericht« (nebst anschließendem Beweis, warum es das nicht gebe). Bislang unveröffentlicht, wird die »Zwischenbilanz« nunmehr am 5. Dezember in der Auktion moderner Kunst des Hamburger Versteigerungshauses Dörling aufgerufen. Sie bildet den - allein auf 125 000 Mark taxierten - Höhepunkt eines Angebots von 72 Janssen-Werken. Janssen selbst würdigt das Markt-Ereignis eines verschnörkelten »Zwischenbilanz«-Textes im Auktionskatalog. Dabei schmückt er sich mit dem Namen N. Boleige (Anagramm für »Eigenlob"). Dieser Kerl soll aber 1929, in des Künstlers Geburtsjahr, schon gestorben sein.

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