FILM Jasmin am Wannsee
Wir -- zwei (Deutschland, Farbe). Nach zehn Jahren trifft Andreas seine Tanzstundenfreundin Hella in Berlin auf der Straße. Er hat inzwischen Naturwissenschaften studiert, sie einen Kaufmann namens Meyer geheiratet Andreas: »Ich liebe dich immer noch.« Hella: »Was soll ich da machen!«
Das weiß Andreas ganz gut. Er nutzt eine Geschäftsreise des Herrn Meyer, um auf langen Spaziergängen im Grunewald und am Wannsee, auf dem Rummelplatz und spät noch im »New Eden Saloon« den Jugendschwarm fürs Bett im schicken Apartment zu erwärmen -- mit Erfolg. Doch als er sie dann heimbringt und fragt: »Sehen wir uns noch mal?«, winkt sie ab, Andreas ist's zufrieden.
Die Idee zu dieser Romanze zwischen zwei »typischen Durchschnittsmenschen« hat Ulrich Schamoni, 30, Veteran des Jungen Deutschen Films ("Es"), schon einige Jahre gehegt. Nun verwirklichte er sie für 700 000 Mark in einem penetrant schönen Kinotraum -- sein Alibi: Er wollte »das selbsttrügerische Glücksgefühl zweier »Jasmin'-beser« filmisch formulieren.
Diesen sozialkritischen Anspruch hat Schamoni nun wirklich nicht erfüllt: Sein Berliner Film, inszeniert auf authentischen Berliner Schauplätzen mit authentischen Berlinern wie Rolf Eden, Schröder-Sonnenstern und vielen anderen, die »sich selbst spielen«, läßt sich so mühelos konsumieren wie »Jasmin«.
»Die Qualität des deutschen Durchschnittsfilms ist heute so mies«, sagt Schamoni, »daß ein halbwegs anständig gemachter Film ganz einfach auffallen muß.« Welch ein Maßstab!