Gestorben Jean-Marie Straub, 89

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Seine Filme regten auf: Publikum und große Teile der Kritik entwickelten so starke Aggressionen wie bei keinem anderen Werk im modernen Film der Gegenwart. Dieses Urteil fiel schon 1976, da lag der Großteil seiner letztlich fast 60 Jahre umfassenden Karriere als Regisseur noch vor ihm. Zusammen mit seiner Partnerin Danièle Huillet, mit der er die längste Zeit im Duo arbeitete, verweigerte sich Jean-Marie Straub den Sehgewohnheiten eines normierten Kinos und setzte auf Brecht’sche Theatralik und Marx’sche Philosophie. Geboren 1933 im französischen Metz arbeitete Straub zunächst als Assistent von Regisseuren wie Robert Bresson. Um zu vermeiden, während des Algerienkriegs zum Militärdienst eingezogen zu werden, floh Straub 1958 nach Westdeutschland und konnte dort Kontakte zur jungen Filmszene knüpfen. 1963 veröffentlichten Straub und Huillet ihren ersten Kurzfilm, »Machorka-Muff«, der sich mit den Kontinuitäten zwischen Nazideutschland und der BRD beschäftigte. Zunächst dem neuen deutschen Film nahe, etablierte sich das Duo Straub-Huillet schnell als Solitär im internationalen Kino und drehte gemeinsam 28 Kurz- und Langfilme, darunter Künstlerinnenporträts wie den gefeierten Spielfilm »Chronik der Anna Magdalena Bach«. Danièle Huillet verstarb 2006. Danach drehte Straub noch rund 20 Filme allein. 2017 wurde er in Locarno mit dem Ehrenpreis fürs Lebenswerk ausgezeichnet. Jean-Marie Straub starb in der Nacht zum 20. November in Rolle, Schweiz.