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Jérôme Bocuse Streit um Bocuses Erbe

aus DER SPIEGEL 44/2021
Foto: Reynaud Julien / APS-Medias / ABACA / ddp

Die Bürger der französischen Stadt Lyon sind entsetzt: Jérôme Bocuse, 52, französischer Koch und Erbe des 2018 verstorbenen Gourmetpapstes Paul Bocuse, verkauft ein Restaurant seines Gastronomie-Imperiums – ausgerechnet an McDonald’s. Es handelt sich um das Ouest Express, das bei der Eröffnung 2008 für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Es war Bocuses getrüffelte Antwort auf normale Schnellrestaurants, Hotdog für 7,50 Euro und Hamburger mit Foie gras für 10 Euro stehen auf der Karte. Die Identität des Käufers erzürnt die Massen, dokumentiert durch eine Petition mit mehr als 20000 Unterschriften sowie Graffiti an den Wänden des Lokals, in denen Verrat am Grand Chef der Grande Nation angeprangert wird. Auch aus dem Rathaus von Lyon kam Protest. Der Stadtrat erklärte: »McDonald’s steht wirklich nicht für das nachhaltige Ernährungsmodell, das wir bevorzugen.« Jérôme Bocuse findet, es sei an der Zeit, sich vom Ouest Express zu trennen, weil es schlecht fürs Image des Unternehmens sei, zu dem unter anderem das Zweisternerestaurant L’Auberge du Pont de Collonges und eine Kochschule gehören. Ein Firmensprecher erklärte, McDonald’s sei der einzige infrage kommende Käufer gewesen. In Lyon gibt es bereits 31 Filialen des ameri­kanischen Burgergiganten. In ganz Frankreich sollen es un­gefähr 1500 Imbisse sein, mehr als in jedem anderen europäischen Land.

KS
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