Julia Garner Kunst ohne Kontrolle

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Die hohe Schule des Schauspiels besteht nicht in Imitation, sondern darin, sich einzufühlen in die Person, die es zu verkörpern gilt. Der Amerikanerin Julia Garner, 28, gelingt das manchmal so gut, dass sie die Kontrolle verliert. Während der Dreharbeiten zur Serie »Inventing Anna« über die Betrügerin Anna Sorokin entwickelte Garner Verfolgungsangst und fing an, im Schlaf zu sprechen. Ihr Mann sei davon aufgewacht, erzählte sie der »Sunday Times«. Besonders gruselig: Garner sprach mit dem Sorokin-Akzent, den sie sich für ihre Rolle angeeignet hatte. Die auf Netflix zu sehende Produktion beruht auf wahren Begebenheiten. Sorokin, die als Anna Delvey die New Yorker High Society an der Nase herumführte und um Hunderttausende Dollar betrog, sitzt im Gefängnis . Die Schauspielerin konnte die Delinquentin 2020 besuchen, um sich ein Bild zu machen: »Anna ist verständlicherweise sehr auf der Hut, das gehört zu ihrer Persönlichkeit.« Das sei die größte Herausforderung gewesen: »Wie spiele ich, dass ich spiele, ohne zu spielen, dass ich spiele?« Der Umgang mit dieser Metaebene scheint gelungen, Garners Kunst überzeugt Kritik und Publikum.