Klatsch von der Journaille Immer Ärger mit dem Schnee
Was das Ansehen unseres Berufes bei den Menschen draußen betrifft, haben wir keinerlei Illusionen: In den meisten Umfragen zu diesem Thema finden wir uns auf den allerhintersten Plätzen wieder - mit viel Glück liegen wir gerade knapp vor den Buchhändlern. Und während wir jedesmal grübeln, was die Befragten wohl gegen diese recht harmlosen Kollegen haben, wissen wir ganz genau, warum wir Journalisten so unbeliebt sind: weil wir allzuoft schlechte Nachrichten überbringen müssen. Dazu kommt wahrscheinlich, daß das Publikum nicht selten das Gefühl haben mag, daß uns diese unangenehme Pflicht gleichzeitig ein gewisses Vergnügen bereitet - was wir, ehrlich wie wir sind, auch gar nicht abstreiten wollen.
Heute allerdings müssen wir Ihnen eine traurige Neuigkeit mitteilen, die auch uns ausnahmsweise betroffen macht. Es geht um das schönste Symbol der Reinheit, das uns die geschundene Natur noch schenken kann, um jenes Wunderding, das die böse Welt in ein sanftes, großartiges Zauberland verwandelt: den Schnee. Denn was lesen wir erschüttert in der aktuellen Ausgabe des verdienstvollen Aufklärungsmagazins "Öko-Test"? "Schnee hat keine ganz weiße Weste" - ein hübsches Wortspiel, das leider eine unbarmherzige Realität beschreibt.
In "vier von sechs Proben frischgefallenen Schnees von verschiedenen Orten in der Bundesrepublik" fanden die Forscher mehr polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe als erlaubt - Zeugs, das so einen Namen trägt, ist natürlich meistens krebserzeugend. Außerdem, so die "Öko-Tester" kühl, steckten im Schnee "noch andere Umweltschadstoffe wie die sehr stabilen Chlorpestizide" und in Hamburg sogar das verbotene PCB.
Wenn Sie sich jetzt besorgt fragen: "Gift im Schnee - wohin soll das noch führen?", und Sie beschließen, diesen Winter in der Wohnung zu verbringen, können wir Sie etwas beruhigen. Denn, und das ist das Schöne, auch die schlechteste Meldung hat oft noch einen guten Kern. In diesem Fall zum Beispiel lernen wir, daß Schneeflocken eine größere Oberfläche als Regentropfen haben und deshalb schmutziger sind, aber immerhin: "Die Luft wird sauberer". Außerdem filtere der Schnee aus der Luft alkalische Teilchen, die Nitrat und Sulfat neutralisieren. "Für Boden und Pflanzen ist Schnee deshalb besser als Regen." Na bitte. Etwas verwirrt läßt uns "Öko-Test" allerdings doch zurück. Müssen wir uns nun vor der weißen Pracht in acht nehmen, weil sie Krebs erzeugt oder sollten wir besonders viel rausgehen, wenn es geschneit hat, weil dann die Luft sauberer ist? Und müssen wir unseren Schneemann als Sondermüll entsorgen? Oder sollten wir ihn im Interesse von Boden und Pflanzen lieber fein säuberlich im Garten verteilen?