
Kapitalismus Den Milliardären ist kein Vorwurf zu machen


Die weltweit erste SMS wurde im Dezember als NFT versteigert – für 107.000 Euro
Foto: Chesnot / Getty ImagesNach NFTs, die es Menschen, die Banksy für einen großen Künstler halten, ermöglichten, digitalisierte Mickey-Mäuse für Millionen zu erwerben, kauften Menschen Grundstücke im Metaverse . Und nun wartet die Randgruppe der Milliardär:innen gespannt auf den nächsten Quatsch, um irgendwas mit ihrem ohnehin nicht sehr realen Geld anzufangen.
Macht mal!
Die anderen zahlen unterdessen Negativzinsen für ein Verhalten, das sie von klein auf gelernt haben – Sparen fürs Alter und für die Not .
Das betrifft nur kleinere (okay, auch relative) Guthaben von Hunderttausend bis einer Million. Für die Massen von Kleinbürgerinnen sind das meist die Beträge, die sie für den Fall einer miserablen Rente oder eines pandemiebedingten Arbeitsverbots gespart hatten.
Das ist jetzt bei manchen größtenteils weg. Aufgebraucht durch zwei Jahre Krise.
Während wir ausführlich über den absurden Gewinnzuwachs von Konzernen und Aktionären während der letzten zwei Jahre lesen, verteuern sich für Kleinbürger:innen die Grundnahrungsmittel und die Energie- und Heizkosten . Heizen muss sich wieder lohnen, und großzügig denkt die deutsche Regierung über eine Erhöhung des Heizkostenzuschusses für Sozialhilfeempfänger:innen nach.
Apropos – in der Klatschpresse habe ich Fotos von Jeff Bezos gesehen, der mit einer Rotte von gekauften oder freiwilligen Freunden auf einer Jacht hockt. Die einzige Person mit Maske ist die Angestellte, die Fingerfood serviert. Danke dafür, dass, wie bei allen Krisen, nur die Kleinbürger:innen betroffen sind. Entbehrungen, Not, Angst, Einschränkungen, Hausarreste, Fahrverbote, all das Zeug betrifft nur die Massen. Danke für das Märchen von Trickle Down, und dem von »Jede/r kann es schaffen, Arbeit lohnt sich, Wachstum macht uns alle froh«. Fast niemand ohne Kapital wird es zu Kapital bringen.
Den Milliardären ist kein Vorwurf zu machen. Kapitalisten machen halt ihre Kapitalistensachen, das haben sie so gelernt, und keiner von uns, vom großen Rest, wüsste, was aus ihm oder ihr geworden wäre, stammten wir, wie die meisten Milliardäre, aus einer wohlhabenden Familie, hätten eine Ausbildung unter unseresgleichen (wir nennen es Kontakte) erlebt und hätten dynastisch geerbt. Oder würden über ein gutes Startkapital verfügen und hätten irgendetwas digitalisiert, um es später der Gesellschaft in Form von Verblödung zurückzugeben.
Warum also glauben Mehrheiten die urbane Legende von »Jede/r kann es schaffen«, wenn doch bekannt ist, dass es vornehmlich die schaffen, die aus den wohlhabenden Vierteln kommen, die eher männlich, eher weiß sind, die vor allem in der westlichen Welt geboren wurden, die gesund sind? Warum wählen die Mehrheiten vornehmlich Parteien, die sich für die Rechte der Unternehmen, Aktionäre und Milliardäre einsetzen? Haben sie die Hoffnung, irgendwann dazuzugehören?
Die Aufteilung der Welt unter ein paar Flitzpiepen
Oder liegt es daran, dass es, außer bei einigen Kleinstparteien, keine wirklich überzeugenden Ideen gibt, wie man den Graben zwischen Besitzenden und Besitzlosen verkleinern kann?
Geht das alles jetzt immer so weiter? Die Aufteilung der Welt unter ein paar Flitzpiepen und die wachsende Verelendung der Massen als Konzept gegen die Probleme unserer Zivilisation? Der Müll, die Luft das Klima, die kommenden Seuchen? Kann man machen. Aber wozu gibt es Studien , die dazu taugen, um auch den Kampf gegen den Klimawandel wieder mit Hass aufzuladen, an die Besitzlosen auszulagern, die Erregung zu schüren, damit eine Minderheit weiterhin ungestört ihrem Drang nach mehr nachgehen kann?
Wäre es eine faire Sache, wenn es eine wirkliche Arbeiter- (sprich: Kleinbürger-)Partei geben würde und eine Kapitalisten-Partei, deren Wählerschaft in korrekter Anzahl die spiegelten, die sie vertreten?
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