Kaugummi und Hiroshima
Ein Stückchen Mond sehen und anfassen? Jeder, der will, kann ihn berühren -- einen Splitter aus echtem Mondgestein, ausgestellt seit vorletzter Woche in Amerikas neuem »Luft- und Raumfahrt-Museum« in Washington, dem größten, teuersten (rund 100 Millionen Mark) und am reichhaltigsten bestückten seiner Art. Die Nation der Monderoberer demonstriert die Flugapparate, Raumfähren und Spähsonden, auf die sich ihre Luft- und All-Macht gründen, aber sie zeigt auch Schwebekörper, Projektile und sogar Fliegeruniformen ihrer Freunde und Feinde, alles, was Menschen je an Fluggerät erdacht haben, von Leonardo da Vincis Skizze eines primitiven Hubschraubers bis zu Amerikas neuem Raumgleiter, dessen praktische Bewährung noch aussteht. »The New York Times": »Das einzige, was fehlt, ist eine Feder aus den Flügeln des Ikarus.« Zu besichtigen sind, nachgebildet oder original: »Kitty Hawk«, erstes Motorflugzeug der Gebrüder Wright (1903), der einmotorige Schulterdecker »Spion of St. Louis«, mit dem Charles Lindbergh als erster den Atlantik überflog (1927), das Luftschiff »Hindenburg«, eine echte Zeppelingondel und Wernher von Brauns erster Raketenmotor (1933). Unter Raketen und anderem Kriegsgerät finden sieh Hitlers Vergeltungs-Waffen »V 1« und »V 2«, berühmte Weltkrieg-II-Jagdflugzeuge (Englands »Spitfire«, Japans »Zero« und Deutschlands Messerschmitt 109). frühe Luftabwehrraketen der Deutschen, eine Henschel-Gleitbombe jener Art, wie sie einst nach Italiens Frontwechsel dem Schlachtschiff »Roma« zwischen die Nieten fuhr, und ein Atomsprengsatz des Typs, der 1945 Hiroshima vernichtet hat. Ein Kaugummi aus dem Fluganzug des amerikanischen Weltkrieg-J-Luftheiden Billy Mitchell durfte da wohl nicht fehlen -- und Sputnik I als erster Erdsatellit und das amerikanischsowjetische Raumfahrt-Gespann Apollo-Sojus ganz gewiß nicht. Eröffnet wurden Museum und Schau durch einen fernen Erdenboten aus dem All, wie es sich gehört: Die Schleife fiel, nachdem das unbemannte Raumfahrzeug »Viking«, den Mars umschwebend, per Funksignal die Schnittapparatur betätigt hatte.