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Schallplatten Keimfreies Festival

aus DER SPIEGEL 11/1972

Richard Wagner: »Die Meistersinger von Nürnberg«. Zweihundert Meter uni die Dresdner Lukaskirche war, über eine Woche lang, der Verkehr abgeriegelt: Karajan dirigierte dort die »komische Oper« des ehemaligen Dresdner Kapellmeisters Wagner: »Die Meistersinger von Nürnberg«. Das fatale, mythenbefrachtete (Volkstum, Deutschtum, Dichtertum) Musiktheater-Meisterwerk war bislang fast nur in Mitschnitten oder in Mono konserviert, von Knappertsbusch, Kempe, Keilberth (und auch schon einmal, 1951, von Karajan). Die Dresdner Fassung ist, trotz unsauberer Preßstellen, ein üppiges, viereinhalbstündiges Stereo-Festival für alle, die Karajans keimfreie Künste lieben. Die Technik freilich ist fast zu dezent: Die Stereophonie schafft klarere Polyphonie, aber nie bühnenszenische Effekte; so wirkt das Werk mitunter etwas trocken. Eher komisch dagegen ist es heute und deutsch dazu, wenn dem Stolzing (René Kollo, Westdeutschland) im Finale der Hans Sachs (Theo Adam. Ostdeutschland) und die Chöre aus Dresden und Leipzig den alten teutonischen Muff zujubeln: »Zerging in Dunst das heil'ge röm'sche Reich / Uns bliebe gleich die heil'ge deutsche Kunst!« (Staatskapelle Dresden, Chor der Staatsoper Dresden. Leipziger Rundfunkchor; EMI 1 C 193021 74/78; 97,50 Mark.)

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