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Kino

aus DER SPIEGEL 17/1972

Daß sein jüngster Spielfilm gute Chancen beim Kinopublikum hätte, das erkannte Regisseur Rainer Werner Fassbinder beim Schneiden

doch da war sein »Händler der vier Jahreszeiten« schon (für 55000 Mark) ans ZDF verkauft. Versuche des von Fassbinder autorisierten »Filmverlags der Autoren«, dem Fernsehen die poetische, 350 000 Mark teure Alltagstragödie vor der Premiere wieder abzukaufen, schlugen fehl; eine Kino-Karriere des »Händlers« schien ausgeschlossen. Denn nach einer Fernseh-Ausstrahlung, so die Meinung der Branche, bringt ein Film im Lichtspieltheater nichts mehr ein. Oder doch? Kurz nach der ZDF-Uraufführung hatte der »Filmverlag« das Fassbinder-Lichtspiel in zehn deutschen Städten »fest terminiert«, darunter in München, wo der »Händler« allein nach 14 Tagen 16432 Mark brutto eingespielt und den Hausrekord im »Cinémonde« gebrochen hat. »Der beste deutsche Film seit dem Krieg« ("Süddeutsche Zeitung") läuft dort jetzt in der 6. Woche, und »Filmverlags«-Sprecher Fritz Müller-Scherz denkt nun ganz anders über das Fernsehen: »Die ZDF-Sendung war unsere Kino-Voranzeige.«

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