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Kino-Malereien wiederentdeckt

aus DER SPIEGEL 46/1977

Die Kunst der vielgeschmähten Ära wird, in Wuppertal, wieder ausgestellt; Schriftsteller arbeiten ihre schlimmen Erinnerungen auf; die ARD bereitet eine vierteilige TV-Serie vor: Auf dem kulturgeschichtlichen Ruinenfeld der 50er Jahre wird weiter gegraben. Mitglieder einer »Graphic Design«-Gruppe der Gesamthochschule Kassel sind jetzt im Taunus-Flecken Weilmünster fündig geworden. In einer verrotteten Scheune entdeckten sie »Aufregendes«, den Nachlaß eines Filmplakate-Verleihs, der in seinen Blütejahren 800 deutsche Provinz- und Vorstadtkinos mit bunter Kintopp-Reklame belieferte. Die großflächigen Leinwände waren von einem kleinen Mal-Betrieb meist im Schnellverfahren und immer mit schlichtesten Genre-Stereotypen bepinselt worden. Transparente für Heimatfilme à la »Geliebtes Fräulein Doktor« etwa wurden in Lichtblau gehalten, Horror und Krimis in bedrohlichem Dunkelviolett. Aus den 10 000 erhaltenen Plakaten haben die Kasseler eine repräsentative Auswahl zusammengestellt und (im Frankfurter Syndikat Verlag) unter dem Titel »Der Glöckner von Notre-Dame und die Madonna der sieben Monde« broschiert herausgegeben.

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