"Captain America": Vorbestellungen nicht mehr möglich
Foto: Disney/ MarvelNew York - Kurz vor den Verkaufsstarts von Disney-Filmen wie "Captain America" und "Maleficient - Die dunkle Fee" auf DVD und Blu-ray hat der Online-Versandhändler Amazon die Funktion für Vorbestellungen deaktiviert. Wie zuerst das Fachblatt "Home Media Magazine" bemerkte, gilt dies für nahezu alle Disney-Titel.
Diese Methode hatte Amazon bereits bei Videofilmen von Time Warner und Büchern des Verlags Hachette eingesetzt. Amazon will so Druck aufbauen, um bessere Deals abschließen zu können.
Mehr als 900 Schriftsteller, darunter berühmte Autoren wie Stephen King und John Grisham, hatten das Vorgehen von Amazon im Streit um E-Book-Preise zuvor scharf verurteilt. "Weder Leser noch Autoren profitieren davon, dass Bücher als Geiseln genommen werden", schrieben sie in einem offenen Brief. Sie kritisierten, dass Amazon in der Auseinandersetzung mit Hachette etwa die Auslieferung gedruckter Bücher verlangsamt und keine Vorbestellungen angenommen habe. Der Internethändler will niedrigere Preise für digitale Bücher durchsetzen.
Die Unterzeichner des von Bestseller-Autor Douglas Preston verfassten Protestbriefs riefen die Leser auf, Amazon-Chef Jeff Bezos per E-Mail ihre Meinung zu sagen. Amazon verstoße gegen sein eigenes Versprechen, in erster Linie an die Wünsche der Kunden zu denken. Nun werde der Konflikt mit Hachette auf dem Rücken der Leser ausgetragen.
Amazon fordert einen Preis von 9,99 Dollar (7,50 Euro) für die meisten elektronischen Bücher, auch für jene, die bislang zwischen 12,99 und 19,99 Dollar kosten. Die Verlage hätten schließlich keine Kosten für Druck, Lagerung und Auslieferung, argumentiert das Unternehmen. Amazon schlägt vor, dass der Autor eines E-Books 35 Prozent bekommt, der Verlag 35 Prozent und das Onlinekaufhaus 30 Prozent des Verkaufspreises.
Amazon verteidigte zudem den massiven Druck auf Hachette. Der Verlag habe in den Verhandlungen drei Monate lang gemauert und sich erst mit den Amazon-Argumenten auseinandergesetzt, "als wir Maßnahmen ergriffen, den Verkauf ihrer Titel in unserem Store zu reduzieren". Amazon habe vorgeschlagen, für die Dauer des Streits gemeinsam die Einbußen der Autoren auszugleichen - Hachette habe dies aber abgelehnt. Die Leser wurden im Gegenzug aufgerufen, E-Mails an den Hachette-Chef zu schicken.
Einen ähnlichen Streit über die Preise für E-Books gibt es in Deutschland. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels beschwerte sich Ende Juni beim Bundeskartellamt über den Online-Händler. Amazon wies den Vorwurf zurück, im Zuge von Verhandlungen die Auslieferung gedruckter Bücher aus der Verlagsgruppe Bonnier (Ullstein, Piper, Carlsen) zu verzögern.
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Amazon-Gründer Jeff Bezos: Der oft ausgelassen fröhlich wirkende Unternehmer wird von seinen Konkurrenten gefürchtet. Bezos rollt ganze Märkte auf, immer mehr Branchen begreifen Amazon als Existenzbedrohung.
Bestsellerautor Douglas Preston: Seinem offenen Brief an Amazon schlossen sich 908 teils prominente Autoren an. Die ganzseitige Veröffentlichung des Briefs in der "New York Times" dürfte die Diskussion um Amazons Geschäftsmethoden weiter anheizen.
Auch Bestsellerautor James Patterson wirft Amazon vor, einen "Wirtschaftskrieg" gegen Verleger und Buchläden zu führen.
Schriftstellerin J.K. Rowling: Weil ihr neuer Roman "The Silkworm" beim Amazon-Kontrahenten Hachette erscheint, lieferte der Onlinehändler das Buch nur mit Verzögerung.
Dass Stephen King sich nun bei den Amazon-Kritikern einreiht, hat symbolischen Wert: King gehörte zu den frühesten Pionieren des digitalen Publizierens, experimentierte selbst auch mit Formen des Eigenverlags und Direktvertriebs - Fortschrittsfeindlichkeit kann man ihm kaum vorwerfen.
Amazon-Zentrale in Seattle: James Patterson sieht hier den "Anfang eines Monopols". Tatsächlich agiert Amazon auf dem maßgeblich von ihm selbst geschaffenen und dominierten E-Book-Markt, als seien Verlage und Buchhandel weitgehend überflüssig. Seit einigen Jahren...
...gründet Amazon zudem eigene elektronische und gedruckte Buchreihen, die es unter den Labels eigener Verlage vermarktet. Auch in Deutschland ist Amazon seit Frühjahr 2014 mit einer eigenen Abteilung von "AmazonCrossing" in München aktiv.
In den USA kontrolliert Bezos' Unternehmen Schätzungen zufolge etwa die Hälfte des US-amerikanischen Buchmarkts. Den physischen Buchhandel hat die Onlinekonkurrenz durch Amazon und einige andere bereits weitgehend aus den Stadtbildern verdrängt.
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