Asghar Farhadi Iran verhindert Feier für Oscar-Preisträger

Das Regime in Teheran feiert den Oscar-Gewinn für "Nader und Simin" als Triumph über Israel - und verbietet dennoch eine Zeremonie für Regisseur Farhadi. Offenbar stören sich konservative Kräfte an den gesellschaftskritischen Themen des Films.
Regisseur Farhadi bei Oscar-Verleihung: Regime verweigert Genehmigung

Regisseur Farhadi bei Oscar-Verleihung: Regime verweigert Genehmigung

Foto: Joel Ryan/ AP

Teheran/Hamburg - Die Freude in der Teheraner Führung war offenbar nicht ungeteilt: In Iran ist eine geplante Zeremonie für den Oscar-prämierten Regisseur Asghar Farhadi abgesagt worden. Zwei iranische Filmorganisationen erklärten laut einem Bericht der halbamtlichen Nachrichtenagentur Ilna, die Behörden hätten keine Genehmigung für die Feier erteilt. Farhadi hatte für sein Werk "Nader und Simin - Eine Trennung" im vergangenen Monat den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten. Es war der erste Oscar für einen iranischen Film überhaupt.

Die ersten Reaktionen seitens der Machthaber in Teheran auf den Preis fielen geradezu euphorisch aus. Das Staatsfernsehen bejubelte etwa, es sei gelungen, einen Film aus dem "zionistischen Regime" hinter sich zu lassen - "Nader und Simin" war in seiner Kategorie auch gegen eine israelische Produktion angetreten.

Zuvor hatte es aus der iranischen Führung jedoch auch scharfe Proteste gegen Farhadis Werk gegeben. Den Konservativen unter den Machthabern missfielen einige Themen des Films: Die Unzufriedenheit der urbanen Mittelschicht mit dem Mullah-Regime, die mangelnde Gleichberechtigung von Männern und Frauen sowie der Wunsch vieler Iraner, ihr Land zu verlassen.

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Iranisches Ehedrama: "Nader und Simin - eine Trennung"

Foto: Alamode Films

Die beiden Filmorganisationen nannten in ihrer Stellungnahme keinen Grund für die Nichtgenehmigung der Feier durch die Behörden - ließen aber an ihrer Enttäuschung darüber keinen Zweifel. In dem an Regisseur Farhadi gerichteten Schreiben heißt es, die Feier sei als "einfaches und freundliches Treffen" geplant gewesen, um Farhadi Dank für seine Leistung auszusprechen, aber die Kulturaufseher hätten die Umsetzung verhindert. "Wir bedauern das zutiefst."

Regisseur Farhadi hatte für "Nader und Simin" zahlreiche Preise gewonnen, darunter bereits im vergangenen Jahr den Goldenen Löwen der Berlinale. In einem SPIEGEL-ONLINE-Interview kurz nach der Preisverleihung in Berlin berichtete Farhadi über die Schwierigkeiten iranischer Filmemacher mit den Behörden: "In unserem Beruf ist es so, dass manchmal wir Filmemacher gewinnen, manchmal die Obrigkeit."

fdi/dapd
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