
"Batman"-Bösewicht Tom Hardy Die komplette Packung
- • Batman-Film "The Dark Knight Rises": Blockbuster am Abgrund
- • Sci-Fi-Thriller "Inception": Der Feind in meinem Traum
Wer ist der Mann, der Batmans größten Widersacher spielt?
Der Brite Edward Thomas "Tom" Hardy, 34, steckt hinter dem martialischen Gesichtsschutz von Bane, dem brutalsten Gegner, den Batman je hatte. Wer Hardy in dem Film überhaupt erkennt, kann ihn in der Rolle für verschenkt halten. Doch seine Anonymität entfaltet eine beklemmende Wirkung - so wirken Banes Muskelberge noch brutaler und sein Wille zur Gewalt noch bedingungsloser.
Was sagt Hardy selbst zur Rolle?
"Bane ist wie ein Amalgam unserer Ängste, was die Entmenschlichung durch eine Maske so sinnvoll macht - auch wenn sie unbequem zu tragen war. Von all den Krisen da draußen fühlen sich viele Menschen diffus in ihrer Existenz bedroht. Dafür hat Chris (Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan) mit Bane ein Bild gefunden - allerdings ein extremes Bild. Ich staunte, wie weit mich Chris gehen ließ, wie hemmungslos ich Christian Bale verprügeln sollte. Doch Chris hatte klare Vorstellungen von der Konsequenz seines Finales. Bane ist Batmans letzter, schwerster Test. Er fürchtet Bane stellvertretend für uns alle. Aber ohne Hoffnung auf Sonne kannst du nicht leben - und Chris findet diese Hoffnung auch im Chaos."
Wo hat man ihn schon mal gesehen?
In Nolans verschachteltem Traumthriller "Inception" (2010) spielte er den verwegensten von Leonardo DiCaprios Sidekicks. Berühmt ist die Szene, in der Hardy einen Raketenwerfer aus dem Hut zaubert - und schmunzelt, als wisse er genau, dass ihm Nolan einen kleinen Part geschenkt hat, mit dem er sich in Hollywood für große Rollen empfiehlt. In seiner Heimat Großbritannien beeindruckte Hardy bereits als leading man in Nicolas Winding Refns Charakterstudie "Bronson", in der er Englands brutalsten Häftling darstellte - die meiste Zeit nackt und monologisierend. Zornige Männer auf moralischer Mission ziehen ihn an. Zuletzt gab er in "Dame, König, As, Spion" (2011) einen verzweifelten Romantiker. Stumpf bleibt seine Wirkung nur, wenn er auf seine ansehnliche Fassade reduziert wird. In der Actionkomödie "Das gibt Ärger" (2012) mit Reese Witherspoon floppte Hardy als eye candy ohne Kanten. "Es war Zeit, endlich mal richtig Schotter zu machen", kommentiert er den Ausflug ins Seichte.
Was ist das Geheimnis seines Erfolgs?
"Find Me a Supermodel" hieß der TV-Wettbewerb, den Tom Hardy mit 19 Jahren gewann und der ihm die Tür zum Showgeschäft öffnete. Doch als traue er dem Wert genetischen Glücks nicht, flüchtete er vom Laufsteg - und suchte Rollen, bei denen seine feminine Anmutung unter Muskeln, Tätowierungen und Perücken verschwindet. Wie der junge Mickey Rourke versteht es Hardy, bei verlorenen und verschlossenen Alphamännern einen weichen Kern freizulegen. Vor allem in dem Kampfsportdrama "Warrior" (2011) weinte und wütete er so herzzerreißend, dass ihn die "Los Angeles Times" zum "Marlon Brando der Bluray-Generation" erklärte. Was immer Hardy an Dämonen exorziert - es wirkt zutiefst persönlich.
Hat er etwas zu verbergen?
Im Gegenteil. Wie der späte Mickey Rourke macht Tom Hardy eine schwierige Vergangenheit öffentlich, um sich ihrer zu entledigen. Als Jugendlicher entging er einer Gefängnisstrafe wegen Diebstahls nach eigener Aussage nur, weil sein Komplize der Sohn eines Diplomaten war. Mit 13 Jahren begann Hardy zu trinken - mit 23 gelang ihm der Drogenentzug, nachdem er in Soho ohnmächtig auf die Straße geknallt war. "Ich war ein unerzogener Junge und kämpfe inzwischen konstant dafür, mein Leben auf gesunde Weise fortzuführen", sagt Hardy, "doch ich hatte Glück und will gar nicht so tun, als wüsste ich etwas von echtem Leid." Falls das stimmt, ist er ein noch besserer Schauspieler als vermutet.
Wie wirkt er persönlich?
Wie im Kino kann man bei Begegnungen mit Tom Hardy nie sicher sein, ob aus dem sensiblen Schlitzohr nicht doch der angry young man hervorbricht. Beim Interview in Los Angeles vor einigen Wochen reflektierte er ruhig seinen Werdegang und analysierte die Schlüsselfiguren in "The Dark Knight Rises". Und bei der London-Premiere des Filmes pfiff er dann die frechen Reporter zusammen. Doch wenn man aus gesicherter Quelle hört, dass Hardy am Set schon mal unverschämte Star-Kollegen zum Faustkampf bittet, wünscht man ihm keine schnelle Domestizierung. Anders als bei Michael Fassbender und vielen anderen britischen Kollegen ist nicht Selbstkontrolle seine stärkste Qualität - sondern Unberechenbarkeit.
Und sein Liebesleben?
Hier endet die Unberechenbarkeit - mit der Schauspielerin Charlotte Riley, seiner Verlobten. Zudem hat Hardy einen dreijährigen Sohn aus erster Ehe. Mehr intime Informationen braucht kein Mensch über einen Schauspieler - es sei denn, der macht sie selbst zum Thema. In einem Interview mit "Marie Claire" betonte Hardy unlängst sehr explizit seine Heterosexualität; eine Reaktion auf ein Gespräch mit dem queeren Magazin "Attitude" aus dem Jahr 2008. Damals sagte Hardy, mit dem Experimentieren sei er zwar durch, "doch natürlich hatte ich in der Jugend Sex mit Männern. Ich bin Schauspieler, verdammte Scheiße. Ich habe mit allem und jedem gespielt. Aber schwuler Sex gibt mir einfach nichts." Klingt souverän, Hardy wurde viel Respekt dafür gezollt. Leider "falsch zitiert", sagte Hardy später. Offiziell angefochten wurde die "Attitude"-Passage bisher nicht.
Wer sind seine Vorbilder?
Hardys Lieblingsfilm ist das rohe Sozialdrama "La Haine" von Mathieu Kassovitz mit seinem besten Branchenfreund Vincent Cassel. Sein Lieblingsschauspieler ist Gary Oldman. Jeden seiner Filme seit "Sid & Nancy" habe er mindestens zweimal gesehen, "auch die schlechten", so sehr bewundere er dessen Arbeit.
Was sagen die Kollegen?
Nehmen wir doch gleich Gary Oldman, der nach dem gemeinsamen Dreh von "Dame, König, As, Spion" prognostizierte: "Tom versteht es offensichtlich, inneren Druck aufzubauen, und man meint, eine Zeitbombe immer leise ticken zu hören, wenn man ihm zuschaut. Doch viel früher als ich hat er seine Karriere im Griff und lässt sich nicht in einer Ecke als bad guy festnageln. Ich denke, dass Tom ein großer internationaler Star wird - und ein hungriger Schauspieler dabei bleibt." Auch für Christopher Nolan ist ein weiterer Aufstieg nur logisch. "Er ist das ganze Paket", so Nolan, "denn er bringt die Technik mit, die Konzentration, Instinkte, das Herz. Ich hoffe, wieder mit ihm zu arbeiten - doch wer weiß, ob ich ihn dann noch bekomme."
Und was kommt jetzt?
Der Neo-Western "Lawless", in Cannes eher durchwachsen aufgenommen, zeigt Hardy als Schmuggler während der Prohibitionsära neben Oldman und Shia LaBeouf - der deutsche Starttermin steht noch nicht fest. Mit Endzeitbart wird er in Namibia derzeit beim Dreh von "Mad Max: Fury Road" gesichtet. Über das Ziel hinaus, Mel Gibson in der Rächer-Mythologie zu ersetzen, ist nichts fix im Terminplan. Im Gespräch war er für "Cicero" von Peter Yates, einer potentiellen Trilogie über den Aufstieg Al Capones. Aber das war vor dem Start von "The Dark Knight Rises".
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Bei wenigen Schauspielern steht der Körper so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wie bei Tom Hardy. Interessant inszenieren können ihn aber nur wenige - zum Beispiel Nicolas Winding Refn in der Charakterstudie "Bronson" über einen pathologischen Gewalttäter.
Auch Christopher Nolan setzt in dem Batman-Film "The Dark Knight Rises" auf Hardys beeindruckende Physis.
Sein Gesicht ist allerdings durch eine martialische Maske verdeckt - und bietet Hardy kaum Raum für Ausdruck jenseits brutaler Kraft.
Hardy kann der Rolle trotzdem Nuancen abgewinnen: "Bane ist wie ein Amalgam unserer Ängste, was die Entmenschlichung durch eine Maske so sinnvoll macht - auch wenn sie unbequem zu tragen war."
Dass Hardy auch ganz anders kann, hat er in diesem Jahr schon in der romantischen Action-Komödie "Das gibt Ärger" an der Seite von Chris Pine und Reese Witherspoon gezeigt.
Obwohl Hardy eine außergewöhnliche Präsenz hat, fügt er sich sehr gut in Ensembles ein - zum Beispiel in Nolans Traumthriller "Inception" mit Joseph Gordon-Levitt (links) und Leonardo DiCaprio.
Nolan ist begeistert von Hardy: "Er ist das ganze Paket, denn er bringt die Technik mit, die Konzentration, Instinkte, das Herz. Ich hoffe, wieder mit ihm zu arbeiten - doch wer weiß, ob ich ihn dann noch bekomme."
In dem Spionagethriller "Dame, König, As, Spion" betonte Hardy seine sanfte Seite und spielte einen Agenten, der bereit war, für die Liebe alles zu riskieren.
Harte Schale, weicher Kern - diese Kombination verkörpert Hardy (hier in dem Kampfsportdrama "Warrior") wie kaum ein Zweiter. Die "Los Angeles Times" hat ihn deshalb bereits zum "Marlon Brando der Bluray-Generation" erklärt.
Ein paar rundherum durchgeknallte Rollen wie in "Bronson", in dem die Geschichte des brutalsten britischen Häftlings als Theatermonolog inszeniert wird, bewahren Hardy aber vor dem Klischee.
Anders als bei Michael Fassbender und vielen anderen britischen Kollegen ist nicht Selbstkontrolle, sondern Unberechenbarkeit Hardys größte Qualität - und dazu gehört sogar ausnehmend gute Laune.
Ein modernes "Aux armes!": Der Dritte-Welt-Superschurke Bane ruft Gotham City zur Selbstermächtigung auf. Batman (r.) sieht sich mit einem körperlich überlegenen Gegner konfrontiert.
Filmbösewicht Bane (Tom Hardy): Seine Mundapparatur erinnert zugleich an Darth Vader und Hannibal Lecter.
Comic-Ikone Batman (Christian Bale): Der kostümierte Held kämpft gegen die alten Dämonen und um Gotham City, seine Stadt.
Neu dabei: Anne Hathaway als Catwoman Selina Kyle, eine gewiefte Diebin, moralisch äußerst flexibel. Leider hat sie nur wenige Szenen, in denen sie dem schwerfälligen Film etwas Schwung geben kann.
Old Faithful: Gothams verlässlicher Polizei-Commissioner Jim Gordon (Gary Oldman) wird zum Résistance-Kämpfer.
Heimlicher Held: Der einfache Polizist John Blake (Joseph Gordon-Levitt) ist Gothams letzte Hoffnung.
Milliardärssohn und Batman Bruce Wayne (Christian Bale): Das "rich kid" muss runter zum Pöbel.
Motorrad-Action, diesmal mit weiblicher Besetzung: Wie konnte die zarte Catwoman Anne Hathaway das schwere Bat-Bike steuern? Wir werden es nie erfahren.
Angst-Gegner Bane: Bricht dem Batman buchstäblich das Rückgrat. In der Comic-Vorlage hieß die betreffende Geschichte übrigens "Knightfall" - und Bruce Wayne landete im Rollstuhl. In Christpher Nolans Film darf er zurück ans Licht klettern.
Blockbuster-Regisseur Christopher Nolan: Der Brite ist der Intellektuelle unter Hollywoods Zirkusdirektoren. Als Inspiration für seine Batman-Filme nennt er gerne das sozialdramatische Werk Charles Dickens'.
Von Ruhestand keine Spur: George Smiley (Gary Oldman) mit der ehemaligen Recherche-Chefin Connie Sachs (Kathy Burke).
Der Alte hat nichts verlernt: Smiley setzt Toby Esterhase (David Dencik) unter Druck.
Immer am Draht und hochverdächtig: Bill Haydon (Colin Firth).
Agenten, lasst besser die Finger voneinander! Die Russin Irina (Svetlana Khodchenkova) und MI6-Skalpäger Ricki Tarr (Tom Hardy).
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