"Batman v Superman" Zwei super Männer - und doch kein guter Film

"Batman v Superman": Zwei super Männer - und doch kein guter Film
Foto: Warner Bros.Woran erkennt man die Guten? Martha Kent (Diane Lane) weiß es genau: an ihrem Cape natürlich. Wären nur alle Beteiligten in "Batman v Superman: Dawn of Justice" so pragmatisch und patent wie die Ziehmutter des Manns aus Stahl, der Film bräuchte wohl keine zweieinhalb Stunden für die Beantwortung der gleichen Frage.
Aber natürlich geht es um noch viel mehr beim Aufeinandertreffen der populärsten Helden des DC-Universums. Schließlich will man es endlich der Konkurrenz von Marvel gleichtun, die ihre Figuren in immer neuen Konstellationen auf der Leinwand zusammenführt.
Die DC-Stars hingegen waren im Kino bislang Einzelkämpfer, doch nun soll unter der Regie von Zack Snyder gelingen, was in den Heftreihen schon jahrzehntelang Superheldenalltag ist. Der Produzententraum vom multiplen Franchise-Geldsegen lastet schwer auf diesem lang angekündigten Spektakel, das zudem mit Ben Affleck einen neuen Darsteller des Dunklen Ritters einführen muss.
Da die Besetzung Afflecks schon im Vorfeld für Aufruhr sorgte, sei gleich an dieser Stelle gesagt: Afflecks Batman ist zumindest unterhaltsamer anzuschauen als zuvor Christian Bales endlos dahinröchelnder Abschied von der Rolle. Ohnehin ist das gesamte Unterfangen "Batman v Superman" passabler geraten als die Vorläufer - Christopher Nolans bleischwere Fledermausoper "The Dark Night Rises" oder Zack Snyders eigener, eklatant inspirationsfreier "Man of Steel". Was, zugegeben, erst mal nicht viel heißen will.
Doppelt heldenhaft, keinmal zwingend
Aber immerhin versucht sich der Film zu Höherem aufzuschwingen, nachdem er zunächst schnell die vertraute Herkunft von Bruce Wayne abgehakt hat: Geprägt durch den Tod seiner Eltern, mimt er tagsüber den milliardenschweren Lebemann aus Gotham, um in der Nacht als Batman Vergeltung an den Verbrechern in seiner Stadt zu üben. Unterstützung bekommt der maskierte Rächer dabei wie gehabt von seinem treuen Hausdiener Alfred (Jeremy Irons) sowie von einer Vielzahl technischer Gadgets.
Solcherlei braucht es im ungleich sonnigeren Metropolis nicht, denn dort sorgt seit Kurzem Superman (Henry Cavill) für Gerechtigkeit und Katastrophenschutz jeder Art. Sogar ein Denkmal hat die Bevölkerung dem außerirdischen Weltenretter bereits errichtet, der ansonsten unerkannt als Reporter Clark Kent unter den Menschen lebt und eine Romanze mit seiner Kollegin Lois Lane (Amy Adams) begonnen hat.

"Batman v Superman": Warum so grimmig, ihr Helden?
Einigen Erdbewohnern ist diese Heldenverehrung indes suspekt, darunter eben auch Bruce Wayne, der Augenzeuge des verheerenden und in "Man of Steel" ausgewalzten Endkampfes zwischen Superman und seinen schurkischen Verwandten vom Krypton war. Superman wiederum stößt sich zunehmend am rabiaten Vigilantentum von Batman, dem er, ganz friedenstiftender E.T., Einhalt gebieten will.
Waynes Skepsis gegenüber dem vermeintlichen Heilsbringer teilt die US-Senatorin Finch (Holly Hunter), die Supermans Aktionen rechtsstaatlich sanktionieren möchte. Noch drastischer argumentiert der junge Industrietycoon Lex Luthor (Jesse Eisenberg), wenn er der Menschheit eine düstere Zukunft unter der Willkürherrschaft eines gottgleichen Wesens prophezeit.
Luthor bringt daraufhin sein größtes Asset ins Spiel: einen Klumpen Kryptonit, jenes Weltraumkristall, das tödlich für Superman sein kann. Das weckt auch die Begehrlichkeiten von Batman, der sich für eine scheinbar unausweichliche Konfrontation mit seinem Konkurrenten rüstet.
Allzu menschliches Misstrauen versus messianischen Glauben an das Gute von oben, Selbstjustiz gegen altruistisches Sendungsbewusstsein, Machthunger kontra Opferbereitschaft - es mangelt nicht an narrativen Steilvorlagen in dieser Figurenkonstellation. Tatsächlich reißt das Drehbuch von Chris Terrio und David S. Goyer etliche brisante, bisweilen sogar tagesaktuell relevante Themen an - ist Superman ein illegal alien und wie weit darf eine Demokratie zu ihrem eigenen Schutz gehen? -, doch zwingend auf den Grund geht es keinem der vielen aufgemachten Fässer.
Es ist zwar unfein, im DC-Kontext direkt mit dem Finger auf Marvel zu zeigen, aber sei's drum: Wer gesehen hat, wie klug und spannend "Captain America: Winter Soldier", vielleicht der derzeitige Goldstandard der Comic-Adaptionen, eine wirklich politische Dimension ins Handeln seiner Helden gebracht hat, trauert umso mehr um die hier vergebenen Chancen.
Batman? Superman? Wonder Woman!
Gleiches gilt für die Regie von Zack Snyder, der immer noch nicht zu szenischem Erzählen fähig ist, sondern lediglich eine pompöse Exposition an die nächste reiht. Wenn es besonders gewichtig daherkommen soll: gerne in Zeitlupe, weshalb "Batman V Superman" über weite Strecken wie eine Kette von Trailern für Filme wirkt, die man nicht zu sehen bekommt. Dazu passt, dass Snyder letztlich überflüssige Traumsequenzen seiner Protagonisten in epischer Breite ausmalt, für das eigentlich interessante, persönliche Drama zwischen ihnen jedoch keine Bilder findet.
So hängen die Darsteller zumeist (durchaus wörtlich gemeint) in der Luft und müssen schrecklich papierne Sätze deklamieren. Dabei kann man ihnen nicht mangelndes Bemühen vorwerfen: Ben Affleck gibt dem Dark Knight trotz absurd breiter Schultern eine ansprechende Gestalt, und Henry Cavill macht das Bestmögliche aus Snyders fehlgeleiteter Interpretation des Superman-Mythos. Der unterforderten Amy Adams gelingt es derweil sogar, ihrer zur damsel in distress degradierten Lois Lane ein wenig Farbe zu verleihen, und Jesse Eisenberg spielt Lex Luthor vortrefflich als neurotischen wie mörderischen Hipster.
Aber auch sie können einer aalglatten Inszenierung und berechenbaren Schauwerten nur bedingt Leben einhauchen. Ebenfalls nervt die aufgesetzte Grimmigkeit von "Batman v Superman", die nicht selten ins Lächerliche abgleitet: Selbst die Stirn des neuen Batman-Anzugs liegt da schon prophylaktisch in Sorgenfalten.
Zwanghafte Humorfreiheit mit Ernsthaftigkeit zu verwechseln, ist folglich das tragische Missverständnis dieses Films, doch wenigstens ein bereits vorab angekündigter Gastauftritt macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft in DCs Filmuniversum: Diana Prince alias Wonder Woman, souverän verkörpert von der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, ist trotz weniger Leinwandminuten ein Lichtblick unter lauter düster vor sich hin brütenden Männern mit Mutterkomplex. Mit einem Look, der an True-Metal-Plattencover und Motorhauben mit Airbrush-Motiv gemahnt, hat sie Spaß am Superheldindasein.
Der fehlt sonst in einem Film, der zwar weit mehr als einen Mann mit Cape aufbietet - aber dennoch nicht zu den Guten gehört.
Im Video: Der Trailer zu "Superman v Batman: Dawn of Justice"
USA 2016
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Chris Terrio, David S. Goyer
Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Jesse Eisenberg, Gal Gadot, Amy Adams, Diane Lane, Laurence Fishburne, Jeremy Irons
Verleih: Warner Bros.
Produktion: Warner Bros., DC Entertainment, Syncopy , Dune Entertainment
Länge: 153 Minuten
FSK: 12 Jahre
Start: 24. März 2016