

In der internationalen Wahrnehmung spielt Afrika in Sachen Kino kaum eine Rolle. Hollywood nutzt die günstigen Sonnenverhältnisse in Nordafrika, um dort zu billigen Konditionen Außendrehs für Blockbuster umzusetzen. ARD und ZDF fabrizieren in Südafrika - auch hier sind die Produktionskosten extrem niedrig - vor exotischer Landschaftskulisse deutsche Wohlfühlfilmchen. Afrikanische Produktionen aber, in denen die Kulturen, Moden und gesellschaftlichen Debatten des Kontinents gespiegelt werden, schaffen es selten auf einen internationalen Markt.
Umso größer ist die Begeisterung, mit der nun in unterschiedlichsten Ländern Afrikas der Blockbuster "Black Panther" aus dem Hause Marvel aufgenommen wird. Ein US-Superhelden-Movie zwar - aber eines, das sich eben auf unterschiedlichsten Ebenen aus afrikanischen Kulturen speist. Auch in den USA lief "Black Panther" stark an: 25,2 Millionen Dollar (20,3 Millionen Euro) spielte der Film allein mit den Previews am Donnerstag ein, immerhin das zweitbeste Ergebnis für eine Marvel-Produktion überhaupt. Spannender aber ist die Resonanz in Afrika.
Ob in Addis Abeba, Johannesburg, Lagos oder Nairobi - überall wird der so stolze wie kunstvolle Afrofuturismus von "Black Panther" stürmisch gefeiert. (Sehen Sie hier die Premierenbilder.) Den Hype muss man sich vorstellen wie bei einem "Star Wars"-Werk: Bei Previews und Premieren erschien das Publikum in den verschiedenen afrikanischen Städten in Garderobe und mit Accessoires, die dem Film nachempfunden worden waren.
Handlungsort von "Black Panther" ist das fiktive afrikanische Land Wakanda, das zum einen eine eigene Hochtechnologie entwickelt hat, zum anderen lebensweltlich von traditionellen afrikanischen Formen und Mustern geprägt ist. (Lesen Sie hier eine ausführliche Rezension.) Die Raumschiffe dieses schwarzen Utopias sind zum Beispiel wie traditionelle Masken geformt. Der Titelheld ist elegant gekleidet und spricht Englisch mit Färbung des südafrikanischen Xhosa-Dialekts. Die Botschaft lautet: Die Zukunft ist schwarz.
Feier des afrikanischen Selbstbewusstseins
Der Film, den die stetig anwachsende Mittelschicht in den afrikanischen Metropolen in technisch hochgerüsteten IMAX-Kinos anschaut, wird auch als Antwort auf Donald Trumps unsägliche Äußerungen gewertet, in denen er Länder des Kontinents als "Shitholes" bezeichnete. Die spektakuläre Premiere in Johannesburg, wo viele Zuschauer in bunter "Black Panther"-ähnlicher Aufmachung ins Kino kamen und die Ansagen auf Xhosa gemacht wurden, entwickelte sich zur Feier afrikanischen Selbstbewusstseins.
Das anwesende "Black Panther"-Ensemble-Mitglied John Kani machte sich über die Ausfälle des US-Präsidenten lustig, die bekannte südafrikanische Schauspielerin Connie Chiume sagte nach der Premiere: "Wenn wir aus dem Saal rausgehen, wird die Welt eine andere sein."
Auch in Nigeria sorgte der Superheldenfilm für Furore. Das Land verfügt über die virilste Filmindustrie des Kontinents, Nollywood genannt, bis zu 1000 Filme sollen dort pro Jahr mit niedrigsten Budgets gedreht werden, fast ausschließlich aber eben nur für den afrikanischen Markt. Bei der Premiere in Lagos am Freitag fanden sich Nollywoodstars und örtliche Filmschaffende ein, viele trugen afrikanische Gewänder, die mit den futuristischen Elementen des Films kombiniert wurden.
"Endlich waren wir mal nicht wie Sklaven angezogen, endlich waren wir mal in richtig guter Kleidung zu sehen", kommentierte danach der junge Regisseur Bolaji Kekere-Ekun den Film, "er bediente sich aus unserem reichen Fundus von Kunst und Mode". Nigeria, Afrikas größte Wirtschaftsmacht, ist eines der Zentren für moderne Kunst und Mode; der US-Blockbuster zeigt auch, welches Potenzial Afrika in diesen Bereichen bereithält.
Das afrofuturistische Filmkunstwerk legt so gesehen auch eine wirtschaftspolitische Lesart nahe: Wer sich, wie Trump, gegen vermeintliche afrikanische "Shitholes" abschottet, wer den Kontinent nur als billige Kulisse missbraucht, verspielt auch die Möglichkeit an dessen zukünftigem Reichtum zu partizipieren. Das Drecksloch schlägt zurück.
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Maske auf, Film ab: Ein angemessen verkleideter Premierengast bei der Vorführung von "Black Panther" in Nairobi
Tradition und Moderne: Tänzer vom kenianischen Luo-Stamm vor einem Plakat der kenianischen "Black Panther"-Schauspielerin Lupita Nyongo
Auch im Film - hier eine Szene mit Danai Gurira und Ayo Florence Kasumba - vermischen sich traditionelle Elemente mit Hightech.
"Wenn wir aus dem Saal rausgehen, wird die Welt eine andere sein": Die Filmcrew von "Black Panther" erscheint zu der Premiere in Johannesburg.
Die Zukunft ist schwarz: Zuschauer mit 3D-Brillen bei der Premiere von "Black Panther" in Nairobi
Stolzes Wakanda: "Black Panther"-Szene mit Letitia Wright
Aufregung wie bei der Premiere eines "Star Wars"-Films: junge schwarze Fans in einem Kino in Harlem
Ein schwarzes Utopia: Schauspielerin Lupita Nyongo spricht bei der Premiere in Johannesburg über "Black Panther".
Afrikanische Mode und Hochtechnologie: Zawadi Nyongo und ein verkleideter Premierengast in Nairobi
Frisch rasiert auf die "Black Panther"-Premiere: ein Fan des Films bei der Premiere in Florida
Frisch maskiert in den Kampf: Chadwick Boseman in der Titelrolle des Black Panther
Afrika im Herzen - und auf der Haut: Besucher mit traditionellen Gewändern auf der "Black Panther"-Preview in den USA
Brillen auf, Spot an für Afrika: junge schwarze Zuschauer in einem Kino in Harlem
Mavels "Black Panther", gespielt von Chadwick Boseman. Erfunden wurde der afroamerikanische Superheld 1966 von den Marvel-Visionären Stan Lee und Jack Kirby.
Zeremonienmeister: Forest Whitaker ist in "Black Panther" als Wakandas Traditionshüter Zuri zu sehen. Es ist nur eine von vielen markanten Nebenrollen.
Okoye (Danai Gurira) gehört der all-female Leibgarde des Königs an, den Dora Milaje.
Störrisches Bergvolk: Mbaku (Winston Duke) gefällt es gar nicht, dass T'Challa zum König von Wakanda ernannt werden soll.
Smarte Chefdesignerin: Letitia Wright als T'Challas Schwester Shuri.
Zwischen Tradition und Aufbruch: T'Challa mit seiner Mutter Ramonda (Angela Bassett).
Ringen um das "Black Panther"-Mandat: Der Film nimmt traditionelle und afrofuturistische Motive auf, was sich auch im Design und in den Kostümen zeigt.
Weiße in der Minderheit: Martin Freeman spielt den CIA-Agenten Everett Ross, der in Wakanda aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.
Ein bisschen James-Bond-Style: Szene mit "Black Panther" Chadwick Boseman und "Q"-Hommage Shuri
König mit großer Verantwortung: T'Challa muss entscheiden, ob er die Isolation Wakandas aufgibt, um für die unterdrückten Schwarzen in Amerika zu kämpfen - oder sein Volk vor Außeneinwirkungen beschützt.
Erster schwarzer Superheld: "Black Panther" spiegelte in den Sechzigerjahren die Bürgerrechtsbewegung in den USA, sowohl die militanten als auch die friedfertigen Aspekte.
Utopie afrikanischer Zivilisation: Wakandas verborgene High-Tech-Welt in "Black Panther".
Kriegerinnen in afrofuturistischer Kluft: Okoye (Danai Gurira, l.) und Ayo (Florence Kasumba) führen die Dora Milaje an.
Regisseur Ryan Coogler mit Darstellerin Danai Okoye: Der 31-Jährige gehört zu Hollywoods Hoffnungsträgern.
Am Set mit Ryan Coogler und Chadwick Boseman (r.): Ein Meilenstein für das schwarze US-Kino und für den Popcorn-Mainstream.