Box Office Und wer denkt an die jungen Männer?

Elizabeth Reaser, Maggie Grace, Casey LaBow und MyAnna Buring in "Breaking Dawn 1"
Foto: Concorde FilmverleihLos Angeles/Hamburg - Paul Dergarabedian ist der Analytiker der Kinokassen bei der Branchen-Website Hollywood.com. Häufig stellen seine Berichte nur das Offensichtliche fest, doch diesmal hat er einen interessanten Erklärungsansatz dafür, dass am Wochenende in den nordamerikanischen Kinos noch weniger los war als sowieso schon üblich am Wochenende nach Thanksgiving: Es gibt einfach nichts für die Jungs!
Es könne sein, dass Hollywood vorübergehend sein Stammpublikum, nämlich das männliche jüngeren Alters, vernachlässigt habe: Für Kerle, die auf der Suche nach was Aufregendem und was zum Lachen seien, gäbe es derzeit nichts im Angebot.
Daran stimmt, dass die Top Five der amerikanischen Kinocharts derzeit von Filmen für die ganze Familie bestimmt werden: "The Muppets" auf zwei, Martin Scorseses Kinderbuch-Verfilmung "Hugo" auf drei, der Weihnachtsfilm "Arthur Christmas" auf vier und der Animations-Spaß "Happy Feet 2" auf fünf - wer da ohne Kinder ins Kino will, wird fast schon etwas schief angeguckt.
Und auf Platz eins der US-Charts zieht die "Twilight"-Saga einsam ihre Runden: Es ist das dritte Wochenende, an dem "Breaking Dawn - Part 1" der erfolgreichste Film in den nordamerikanischen Kinos war. 16,9 Millionen Dollar spielte der vorletzte Film aus der Vampirreihe ein, der weltweit schon für Umsätze in Höhe von 588,3 Millionen sorgte.
Wie der Branchendienst Box Office Mojo herausarbeitet, ist diese Titelverteidigung allerdings auch einem ziemlich schmerzhaften Absturz des größten Konkurrenten geschuldet: Das Comeback der "Muppets" unter Disney-Ägide muss ein Minus von 62 Prozent hinnehmen gegenüber dem ordentlichen Einspielergebnis zum Start am Thanksgiving-Wochenende: 11,2 Millionen Dollar kamen jetzt zur Bilanz hinzu.
"Hugo", der 3-D-Film über einen Waisenjungen, der im Paris der dreißiger Jahre in einem Bahnhof lebt, kletterte von Platz fünf auf drei. Er profitierte davon, dass er nun in 1840 Kinos gespielt wurde, am Vorwochenende waren es nur 1277 gewesen. Regie-Legende Martin Scorsese wünscht sich, dass seine Verfilmung des Jugendromans "Die Entdeckung des Hugo Cabret" von Brian Selznick seine Deutschland-Premiere als Eröffnungsfilm bei der Berlinale haben möge - die Festspielleitung hat sich bisher noch nicht dazu geäußert.
Zwei Oscar-Kandidaten haben derweil erste vorsichtige Schritte auf dem Kinomarkt gewagt: Der Hawaii-Film "The Descendants" von Alexander Payne ("Sideways") mit George Clooney in der Hauptrolle lief in 574 Kinos und spielte 5,2 Millionen Dollar ein. Und "Shame" von Steve McQueen, in dem Michael Fassbender einen sexsüchtigen Werber spielt, hatte Premiere in zehn Kinos in sechs Städten, schaffte aber den besten Einspiel-pro-Abspielstätte-Schnitt: 36.100 Dollar pro Kino.
Der dritte Hit des Jahres für Justin Timberlake
Auch in den deutschen Kinos konnte "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht" seine Spitzenposition souverän verteidigen: 589.000 Zuschauer wollten den "Twilight"-Film nach Media-Control-Angaben zwischen Donnerstag und Sonntag sehen - damit wurden insgesamt schon 2,3 Millionen Kinokarten für das vierte Vampir-Drama nach den Romanen von Stephenie Meyer verkauft.
Den zweiten Platz eroberte sich der Neustart "In Time - Deine Zeit läuft ab", ein Science-Fiction-Film mit Justin Timberlake und Amanda Seyfried in den Hauptrollen. 245.000 Zuschauer wollten den in 411 Kinos angelaufenen Film sehen, der damit schon der dritte Kinohit des Jahres ist für Justin Timberlake (nach "Bad Teacher" und "Freunde mit gewissen Vorzügen").
Wie schon in den USA konnte auch in Deutschland der Pinguin-Animationsfilm "Happy Feet 2" nicht an den Erfolg des Vorläufers anknüpfen: Wollten nach Angaben des Branchenblattes "Blickpunkt:Film" das Original vor fünf Jahren noch 210.000 Besucher sehen, so interessierten sich für die Fortsetzung nur noch 131.000 Zuschauer - was immerhin für Platz drei in den deutschen Kinocharts reichte.
Weiterhin ein überraschend großer Erfolg ist Roman Polanskis "Gott des Gemetzels", der sich gegenüber dem Startwochenende sogar noch steigern konnte: 95.000 gegenüber 90.000 Zuschauern bedeuteten Platz vier - vor der neu gestartete deutschen Komödie "Kein Sex ist auch keine Lösung" mit Stephan Luca in der Hauptrolle des Werbefachmanns und Frauenhelden Tom, die 61.000 Kinogänger sehen wollten.