Constantin Film kauft Rechte "Schoßgebete" soll verfilmt werden

Autorin Charlotte Roche auf der Buchmesse in Frankfurt am Main: Zuschauer nicht geschont
Foto: dapdHamburg/München - Wenn sich die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft daran mal nicht die Zähne ausbeißt: FSK 12, 16 oder doch besser nur im dunklen Kämmerlein auszustrahlen? Eins ist klar: Von drastischen Szenen werden die Zuschauer bei der Verfilmung von Charlotte Roches "Schoßgebete" wohl nicht verschont werden. Constantin Film sicherte sich jetzt die Filmrechte an dem Skandalroman, wie die Münchner Produktionsfirma am Montag mitteilte. Produzent des mutmaßlich pikanten Streifens ist Oliver Berben, der Sohn von Schauspielerin Iris Berben.
Denn in "Schoßgebete" geht es auch nicht viel züchtiger zur Sache, als beim großen Bruder "Feuchtgebiete", der nur so von Anal-Anekdoten strotzt. Darin erzählt das einstige Viva-Sternchen Roche aus dem Leben der 18-jährigen Helen, die mit einer Analverletzung im Krankenhausbett liegt. Dort denkt Helen über die Trennung ihrer Eltern nach und über ihr Sexleben - die radikale Offenheit bei der Beschreibung von ungeschönter, von Grunzen und Körperbehaarung begleiteter Sexualität machte Roche selbst zur Protagonistin in einer gesellschaftlichen Debatte zum modernen Frauenbild und Emanzipation. Nebenbei avancierte "Feuchtgebiete" noch zum erfolgreichsten Buch des Jahres 2008.
In "Schoßgebete" ist es keine Analverletzung, die die Hauptperson zum Nachdenken zwingt, sondern ein - über 20-Seiten en detail beschriebener - Blowjob. Währenddessen beginnt Elisabeth über die vertrackte und ziemlich wackelige Konstruktion ihrer eigenen Identität nachzudenken: die Fellatio als Schlüssel zur Ratio?
Zudem hatte auch das Buch des Piper Verlags kurz nach der Veröffentlichung im August 2011 für heftige Kontroversen gesorgt. Roches Stiefvater hatte der Autorin vorgeworfen, den Unfalltod ihrer Brüder werbewirksam auszuschlachten. Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer charakterisierte es als "verruchte Heimatschnulze über Sex & Liebe". Während manche Kritiker das Buch als erschreckend banal bewerteten, wurde es von anderen in höchsten Tönen gelobt.
Trotzdem wurde aus dem Bestseller-Nachfolger ein Ladenhüter - zumindest im direkten Vergleich: Während sich "Feuchtgebiete" rund zwei Millionen Mal verkaufte, kam "Schoßgebete" nach Angaben des Verlags bislang auf rund 650.000 verkaufte Exemplare.