
"Hobbit"-Demos: "Neuseeland ist Mittelerde!"
Dreharbeiten in Neuseeland Aufstand der Hobbits
Wellington - Die Neuseeländer lieben ihre Hobbits. Immerhin haben die "Herr der Ringe"-Filme, die dort vor mittlerweile beinahe zehn Jahren gedreht wurden, dem Tourismus einen Boom beschert, vom Nationalstolz, ein solches Filmereignis in seinem Land entstehen zu sehen, ganz zu schweigen.
Ihre Solidarität mit den Bewohnern von Mittelerde, insbesondere aber mit dem geplanten "Herr der Ringe"-Prequel "Der Hobbit", haben am Montag Tausende Neuseeländer in zahlreichen Städten von Queenstown bis Auckland demonstriert. Allein in der Hauptstadt Wellington gingen bis zu 3000 Menschen auf die Straße. Zum Teil kostümiert als Hobbits trugen sie Plakate mit Slogans wie "Neuseeland ist Mittelerde" und "Wir lieben Hobbits".
Dabei geht es um mehr als eine Solidaritätsbekundung für die kleinen Wesen mit den haarigen Füßen, auch wenn Demo-Mitorganisator Mark Harrison laut einem Bericht des "New Zeeland Herald" seiner Leidenschaft für die Welt von Mittelerde deutlich Ausdruck verlieh. Die Demonstrationen richteten sich gegen die Pläne des Produktionsstudios Warner Brothers, den "Hobbit" wegen eines Streits mit den Gewerkschaften doch nicht in Neuseeland zu drehen.
Gewerkschaften treten von Boykott zurück
Man werde "alles tun, um diesen Film möglich zu machen", sagte Harrison. Die Demonstration solle als Zeichen des guten Willens verstanden werden nach einer Woche voller Negativkampagnen und zum Teil persönlicher Angriffe auf die Filmemacher. Die Fronten sind verhärtet, seit ankündigte, einen alternativen Drehort zu suchen, und selbst Produzent und Regisseur damit drohte, das Projekt nach Osteuropa zu verlagern.
Die neuseeländischen Gewerkschaften bemühen sich seit letzter Woche vermehrt darum, dies zu verhindern. Der Filmproduktion werde die "absolute Zusicherung" gegeben, dass die Dreharbeiten des Millionenprojekts nicht behindert würden, verkündete die Präsidentin des Gewerkschaftsverbundes, Helen Kelly, vor wenigen Tagen. Auch die Schauspielergewerkschaft NZ Equity habe dies zugesichert.
NZ Equity war eine der Schauspielervereinigungen, die international dazu aufriefen, nicht an "Der Hobbit" mitzuarbeiten. Sie begründeten ihren Boykott damit, dass sich Peter Jackson bei den Verträgen für Schauspieler nicht an die Standards halte. Von dem Boykott sind nun mehrere Teilnehmer zurückgetreten.
Ministerpräsident verhandelt mit Produktionsstudio
Aus wirtschaftlicher Sicht ist "Der Hobbit" so wichtig für Neuseeland, dass sich jetzt sogar der Ministerpräsident einschaltet. Dem Land könnten insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar entgehen, am Dienstag soll John Key mit hochrangigen Studio-Vertretern verhandeln. Wirklich optimistisch geht er allerdings allem Anschein nach nicht in die Gespräche. Die Chancen, dass "Der Hobbit" in seiner Heimat bleibt, schätzt der Ministerpräsident laut "New Zeeland Herald" "50-50" ein.
Bis zu einer Einigung sei es ein weiter Weg, sagte er dem Blatt zufolge. Aber auch: Wenn seitens des Studios keine Kompromissbereitschaft bestünde, würde man gar nicht erst mehrere Vertreter nach Neuseeland schicken. Bereits vergangene Woche hatte Key angekündigt, die Regierung werde die Rechtslage bei Schauspielerverträgen ändern, um die Probleme aus der Welt zu schaffen.
Das "Hobbit"-Projekt sollte eigentlich auf jeden Fall in Neuseeland gedreht werden, immerhin hatte Jackson hier auch schon seine Oscar-prämierte Verfilmung von "Herr der Ringe" produziert. Seit über zwei Jahren ist der Zweiteiler nun schon in Planung, doch die Arbeit wurde in der letzten Zeit immer wieder von Problemen überschattet. Zunächst waren es die finanziellen Schwierigkeiten des Hollywood-Studios MGM, dann sprang der Regisseur Guillermo del Toro ab, Jackson übernahm.
Immerhin fügt sich der Cast mittlerweile zusammen. Mit dem britischen Schauspieler Martin Freeman, zuletzt in der BBC-Produktion "Sherlock" als Dr. Watson zu sehen, wurde jetzt ein Darsteller für die Hauptrolle des Bilbo Beutlin gefunden.