Dreharbeiten Verona Feldbusch und die nackte Kanone
Die um die Hamburger-Braterei abgestellten Autos tragen amerikanische Nummernschilder, die blaulichternden Einsatzwagen ziert die Aufschrift "Metropolitan Police" und auf den kugelsicheren Westen der Männer mit den furchteinflößenden Schießprügeln im Anschlag stehen groß die Buchstaben S.W.A.T. Eine Geiselnahme ist der Grund für die Aufregung.
Die legt sich schlagartig, als der Mann mit den kurzen Hosen "Okay, thank you" ins Megaphon ruft. Mit einem Mal ist aus Washington D.C. wieder ein Münchener Fabrikgelände geworden. Hier, im Kunstpark Ost, wo einst Kartoffeln zu Pfanni wurden und heute Clubs und Bars der Anziehungspunkt für Nachtschwärmer sind, werden Szenen für den Film "2001 A Space Travesty gedreht.
Das ist nichts Besonderes. Gedreht wird viel in der Stadt. Etwas Besonderes ist es hingegen, daß der Film über ein Budget von 40 Millionen Dollar verfügt. Produktionen dieser Größenordnung kennt man in Bayern sonst nur von der Durchreise, wenn sie in Tschechien wo die Drehorte pittoresker und die Drehbedingungen um ein Vielfaches billiger sind ihre Zelte aufschlagen.
Der Grund, warum diesmal alles anders ist, trägt den Namen Helkon. Die Münchener Produktions- und Verleihfirma, die zusammen mit kanadischen und französischen Partnern den Film finanziert und gerade einen Kooperationsvertrag mit dem Branchenriesen Buena Vista geschlossen hat, will sich nach eigener Aussage mit 2001 A Space Travesty als Global Player etablieren. In Zeiten, in denen die Bundesländer als Medienstandorte konkurrieren, ließ sich der bayerische FilmFernsehFonds (FFF) diesen Versuch zwei Millionen Mark an Fördergeldern kosten. Dafür, daß alle Rechnungen am Ende aufgehen, soll Leslie Nielsen sorgen. Die "nackte Kanone" fungiert bei "2001 A Space Travesty" nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch als Co-Autor und ausführender Produzent.
Die nächste Einstellung: Regisseur Allan A. Goldstein der Mann in den kurzen Hosen, der selbst für Filmkenner ein No-Name ist instruiert sein international besetztes Team und alle gemeinsam die Statisten, die eine Journalistenmeute zu mimen haben. Nielsens Lichtdouble sitzt in einem schwarzen Beetle, der geradewegs durch das Diner gedonnert ist, dem Chaos aus Glasscherben und zerstörtem Mobiliar nach zu schließen
Dann hat der Star seinen Auftritt. Ganz cool kurvt Nielsen in einem Golfwägelchen übers Set. Sonnenbrille, schlohweiß das gescheitelte Haar, perfekt sitzend der graue Anzug: Der inzwischen 73jährige sieht immer noch blendend aus. Ein paar kurze Anweisungen genügen ihm. Er weiß, was zu tun ist. Zwei Takes sind schnell im Kasten. Dann heißt es wieder "Okay" und "Thank you". Bis zu 50 Einstellungen schaffen Goldstein und sein Team pro Tag.
Nielsen macht in der Umbaupause den Strahlemann, während sein Visagist sich in ein Buch mit dem Titel "A Spiritual Process for Healing Damaged Emotions" vertieft. Natürlich handele es sich bei dem Film um "eine ziemlich alberne Komödie", räumt Nielsen ein. Als US-Marshal bekomme er es mit Hannibal Lector zu tun, den er auf in eine Sträflingskolonie auf den Mond zu bringen habe. Dort gelingt es Lector, sich in einen Klon von Präsident Clinton zu verwandeln, der, zurück auf der Erde, eine Invasion der Aliens vorbereitet.
Anderes als Unsinn dieser Art hätten wir von ihm auch nicht erwartet. Mit diesem Bekenntnis kann Nielsen leben. Als Kaspar vom Dienst angesehen zu werden, sei er gewohnt, sagt er und zeigt sein charmantestes Grinsen. "Es stimmt ja, wenn die Leute sagen, ich sei durchgeknallt. Das ist ein Teil meiner Persönlichkeit." Und dann schwingt er sich gar zu einer Apologie des Schwachsinns auf: "He, das ist doch das Natürlichste von der Welt. Was sehen wir uns denn nur andauernd für einen Blödsinn im Fernsehen an! Oder aber wir trällern Schlager, die nur aus zwei Wörtern bestehen. Ich glaube, die Menschen brauchen das einfach. Verrücktheit ist eins der wichtigsten Dinge überhaupt."
Gutes Stichwort, schließlich hat Verona Feldbusch auch einen kurzen Auftritt in "2001 A Space Travesty. Einen Drehtag mit ihr hat Leslie Nielsen bereits hinter sich. Ein weiterer wird in Montreal folgen, wohin die Produktion nach dem 9. Juli umzieht. Er habe schon gehört, bemerkt Nielsen, daß Verona diejenige sei, mit der deutsche Männer am liebsten auf einer einsame Insel stranden wollen. Hübsch genug sei sie ja.
Für ihn persönlich jedoch sei das mit der einsamen Insel nichts. Viel lieber drehe er Filme. Irgendwann damit aufzuhören, daran verschwende er keinen Gedanken: "Ich liebe es, um die Welt zu reisen, Leute zu treffen und in Rollen zu schlüpfen. Und das Schönste dabei ist: Ich werde dafür auch noch bezahlt."