Food-Movie "Kiss the Cook" Auf die Hand und mitten ins Herz

Der Film zum aktuellen Gastro-Hype: Jon Favreau spielt in "Kiss The Cook" einen Gourmetkoch, der erst tief abstürzen muss, bevor er mit einem Food-Truck die einfachen Genüsse wiederentdeckt. Eine Komödie, die glücklich macht wie ein Teller Nudeln.
Food-Movie "Kiss the Cook": Auf die Hand und mitten ins Herz

Food-Movie "Kiss the Cook": Auf die Hand und mitten ins Herz

Foto: Studiocanal

Endlich ist er da, der Film zum Trend! Und der Trend funktioniert so: Wer seine Freunde zeitgeistig kulinarisch beeindrucken will, führt sie nicht mehr ins teure Sterne-Restaurant, sondern einfach zum nächsten angesagten Food-Truck.

Essen auf Rädern für findige Foodies gibt's in Metropolen an immer wechselnden Orten, angezeigt übers Internet, abzuholen an mobilen Restaurantwagen im Wochenmarktsformat. Billig, würzig, unkompliziert und ohne Kleiderordnung.

Einstimmen zum neuen Gourmet-Hit "Straßenessen" kann man sich mit Jon Favreaus ("Iron Man") taufrischer Fastfood-Feelgood-Komödie "Kiss The Cook - So schmeckt das Leben", in der die bodenständige Nahrungsaufnahme als Säule des richtigen Lebens serviert wird. Das Ganze angereichert mit zwischenmenschlichen Werten, Erwachsenwerden und - einer Lektion über die Tücken sozialer Medien. Wem das alles einen Tick zu überzuckert scheint, der darf sich auf ein gallig-giftiges Gastspiel von Robert Downey Jr. freuen, der mit Wonne den Kotzbrocken gibt. Wohl bekomm's!

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"Kiss the Cook": Das Glück zwischen zwei Brotscheiben

Foto: Studiocanal

Jon Favreau, auch hierzulande inzwischen bekannt als Regisseur und Darsteller in drei immens erfolgreichen "Iron Man"-Comicverfilmungen, glaubt man gern die Rolle als ambitionierter Elite-Koch Carl Casper, der mehr will als nur abfüttern und Geld verdienen. Der sinnlich-körperfüllige Superkoch legt sich wegen seiner Ideale gern mal mit seinem knauserig-biederen Chef, dem Restaurantbesitzer Riva (Dustin Hoffman) an, der eigentlich nur solide, langweilige Küche haben will. "Spiel einfach deine Hits!", fordert er lakonisch vom Koch, von den Rolling Stones verlange schließlich auch niemand Innovationen und reich seien sie trotzdem.

Keine Toleranz für Normalo-Küche

Das wäre schon der eine solide Konflikt-Pflock, den Jon Favreau - er schrieb auch das Drehbuch zum Film - gleich am Anfang einschlägt. Der andere trägt wesentlich saftigere Früchte, denn da geht es um den üblich bösen Restaurant-Kritiker Ramsey Michael (Oliver Platt), der die Normalo-Küche von Casper geißelt, wohl wissend, dass dieser zu mehr fähig ist.

Carl Casper allerdings begeht den folgenschweren Fehler, seinen Unmut über die Kritik ziemlich rabiat per Social Media an den Journalisten zu schicken, in der Vorstellung, nur der Adressat könne dies lesen. Doch Carl Casper bekommt eine so breite Leser-Öffentlichkeit, wie er sie sich nie erträumt hatte. Seinen Job wird er los, und wie jede gute Figur in einem Feelgood-Movie muss er sich jetzt auf die Reise machen - zu sich selbst, seinen Wurzeln und natürlich neuen Erkenntnissen und Zielen.

Wie Jon Favreau mit diesem uramerikanischen Ausgangsmaterial umgeht, macht allerdings Spaß. Nicht zuletzt wegen der sympathischen Nebendarsteller, die er sich ausgedacht und glänzend besetzt hat. Von ihnen kommt die eigentliche Würze: Caspers elfjähriger Sohn Percy (wundervoll: Emjay Anthony) brilliert nicht nur als IT-Wizzkid, sondern auch als talentierter Jungfilmer-im-Film, der zum Chronisten des Trips wird.

Ein Gastspiel vom "Iron Man"

Nach dem Jobverlust auf sich allein gestellt und pleite, muss sich Carl Casper nach neuen Erwerbsquellen umsehen, und er erfindet das klassische "Kubanische Sandwich" neu: scharf, delikat, schnell herzustellen und fix zu verkaufen. Dazu geht es zurück zu seinen Wurzeln ins kubanisch geprägten Miami, wo er den unterwürfigen Diener machen muss: Die mobile Küche und die Verkaufsstelle, den Food-Truck, steuert großmütig der neue Mann von Caspers Ex-Frau bei - ein kleines Gastspiel von "Iron Man"-Star Robert Downey jr., der als Millionär Marvin den Geldprotz gibt. Ein kurzer, aber effizienter Auftritt vom "Avenger".

Wie eine dramaturgische Sättigungsbeilage wirkt auch die Rolle von Scarlett Johansson als Restaurant-Bedienung Molly, zeitweise die Muse und Geliebte von Carl Casper. Immerhin hübsch originell mit dunklen Haaren: Sie sieht ein wenig aus wie Uma Thurman in "Pulp Fiction" und verströmt recht gekonnt deren trägen Zeitlupensex.

Die folgende Erfolgsgeschichte des Sandwichhandels spult Regisseur und Autor Favreau routiniert ab, setzt solide Pointen und liefert einen fabelhaften roten Faden noch dazu: Der smarte Filius Percy filmt während des Road Trips jeden Tag eine markante Sekunde, auf die es ankommt. Daraus montiert er einen hinreißenden Schnipselfilm, der die Highlights der Handlung ebenso poetisch wie pointiert zusammenfasst. Alles in einer Nussschale, pardon, in einem Sandwich.

Das schlackenlose Zusammenspiel all dieser kleinen Einfälle, rührenden Momente und witzigen Episoden macht "Kiss The Cook" tatsächlich zu einem cleveren schnellen Menü, das seine Zutaten nie zu Tode kocht. Gut verdaulich, wenig Ballaststoffe. Und man bekommt beim Genuss ein fröhliches Gefühl, wie Nudeln ja auch glücklich machen sollen.

Sehen Sie hier den Trailer zu "Kiss the Cook"

Kiss the Cook: So schmeckt das Leben

Originaltitel: Chef

USA 2014

Buch und Regie: Jon Favreau

Mit: Jon Favreau, John Leguizamo, Sofia Vergara, Emjay Anthony, Scarlett Johansson, Dustin Hoffman, Oliver Platt

Produktion: Aldamisa Entertainment, Open Road Films

Verleih: Studio Canal

Länge: 114 Minuten

Start: 28. Mai 2015

FSK: ab 6 Jahren

Kiss the Cook - Offizielle Website 
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