Filmkritik "Der Campus" - Es kracht in der Alma mater
Sönke Wortmann verfilmte mit Witz die literarische Vorlage: Für Heiner Lauterbach wird der Traum alternder Männer wahr, gerät zum Alp und zur spitzen Farce auf das Universum Uni.
Mit allen gängigen Klischees herumzualbern und dabei trotzdem einen Film zu machen, bei dem es die Zuschauer zumindest nicht langweilt, das schafft inzwischen nicht mehr nur Hollywood, sondern auch die deutsche Filmindustrie. Eine Bernd-Eichinger-Produktion mit Sönke Wortmann als Regisseur und Heiner Lauterbach als Hauptdarsteller hält heutzutage, was die Namen versprechen: die Peinlichkeiten der Inszenierung auf ein Minimum zu reduzieren und ein flaches Drehbuch professionell, als gut konsumierbare Kinoerzählung umzusetzen.
In "Der Campus" - nach der Romanvorlage des Hamburger Professors Dietrich Schwanitz, 57, - wird der Traum aller alternden Männer offenbar: es noch einmal richtig mit einem jungen Ding krachen zu lassen. Am besten natürlich mit einer Studentin. Für Heiner Lauterbach als Professor Hackmann geht der Traum in Erfüllung, und angesichts seiner preußisch-nörgeligen Film-Ehefrau Gabrielle (Sibylle Canonica) gönnt man ihm das auch. Daß die Affäre auffliegt, ist naheliegend; genauso naheliegend, wie die anderen Stereotypen, die Wortmann passieren läßt: eine zickige Frauenbeauftragte, eine alles verklausulierende Psychologin, ein schmieriger Klatschreporter undsoweiter.
Dennoch hat "Der Campus" auch einiges an originellem Witz zu bieten, und Lauterbach als Schauspieler ist fast besser, als es seine Rolle erlaubt. Vor allem Hamburger Lokalpatrioten dürften sich freuen: Die klassischen Locations der Hansestadt wurden alle sauber abgefilmt. Die Hamburger Filmförderung, die Eichinger für seinen Publikumsfilm den Löwenanteil von zwei Millionen Mark ihrer Fördermittel in den Rachen geworfen hat (ein Viertel der gesamten Produktionskosten), kann zufrieden sein.
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