
"Triff die Elisabeths!": Schwarzer Kindskopf im Schnee
Französische Kinokomödie Trübsinn? Schnee von gestern!
Jean-Gabriel (Lucien Jean-Baptiste) ist einer dieser Menschen, die jeder gernhat: immer gutgelaunt und hilfsbereit, liebt er seine Frau und seine drei Kinder, lässt sich nicht unterkriegen, wenn es das Leben mal nicht so gut meint. Ein Sonnenschein aus der Karibik, den es nach Frankreich verschlagen hat, in eine triste Hochhaussiedlung im Pariser Vorort Créteil. Aber auch da kann man es sich ja schönmachen. Findet jedenfalls er selbst.
Seine Frau Suzy (Anne Consigny) sieht das Ganze schon kritischer. Mit mehreren Jobs versucht sie, den Familienunterhalt zusammenzukratzen, während ihr Mann einen Gelegenheitsjob nach dem anderen verliert, seinen Lohn regelmäßig beim Pferderennen verzockt und von einer Radiokarriere träumt.
Als Jean-Gabriel eines Abends auf die Idee kommt, die Familie könne sich doch mal einen Skiurlaub gönnen, ist für Suzy das Maß voll. Eine teure Reise in die Berge? Gern. Aber das soll er bitte allein organisieren und bezahlen, und wenn er wieder, wie so oft, einen Rückzieher macht, dann ist sie weg.
Schwarze im Schnee
Und so sitzen der Nichtsnutz und der Nachwuchs bald darauf im geliehenen Auto auf dem Weg in die Alpen, während sich Suzy daheim Gedanken über die Zukunft der Beziehung macht. Voller Angst, jetzt allein die Verantwortung übernehmen zu müssen - oder gar unlösbare Probleme wie Abwasch und Kochen ohne Hilfe zu erledigen -, lädt Jean-Gabriel deshalb noch schnell seine Mutter in den Urlaub ein.
Wie gut Slapstick mit fünf Schwarzen im Schnee sein kann, bewies schon 1993 Jon Turteltaubs Komödie "Cool Runnings" über das jamaikanische Bob-Olympiateam. Und auch Regisseur und Hauptdarsteller Lucien Jean-Baptiste, ein ehemaliger Werber und Synchronsprecher, zeigt in seinem Spielfilmdebüt "Triff die Elisabeths!", dass man seine Helden nicht vorzuführen braucht, um einen witzigen Effekt zu erzielen.
Ja, sie fahren ohne Schneeketten auf glatter Straße zielsicher gegen den nächsten Baum, der Skilift ist für sie ein rätselhaftes und unüberwindbares Hindernis, und mit dem Basketball kann der älteste Sohn deutlich besser umgehen als mit dem Snowboard. Doch die Elisabeths haben sich gern und lassen sich nicht so leicht ärgern, wenn mal etwas schiefgeht. Und sie begegnen allen mit so einer Herzlichkeit, dass die latente Fremdenfeindlichkeit, die den fünf am Anfang entgegenweht, sich entweder auflöst oder dank ihrer "Ist doch nicht unsere Sorge"-Mentalität nicht zum Problem wird.
Gehobener Klamauk mit melancholischem Einschlag
Das alles so einfach sein kann, mag ein etwas naiver Grundgedanke sein, doch gerade deshalb hat "Triff die Elisabeths!" eine Leichtigkeit, der man sich als Zuschauer nur schwer entziehen kann. Der Film mag mit seiner anekdotenhaften Struktur und einigen etwas eilig erzählten Nebenhandlungen ein paar Probleme haben, aufgesetzt oder unehrlich wirkt er nie.
Gehobener Klamauk mit gelegentlichem melancholischen Einschlag - das hat schon Dany Boons "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) zum Superhit werden lassen. Mit dessen Professionalität kann "Triff die Elisabeths!" vielleicht nicht ganz mithalten, doch in Frankreich haben sich den Film immerhin schon 1,7 Millionen Menschen angesehen. Auf dem Hamburger Filmfest bekam er vor kurzem den Publikumspreis, noch vor Fatih Akins langerwarteter Hamburg-Ode "Soul Kitchen". Nicht unverdient.
Dies ist ein Film wie der Held, von dem er erzählt. Nicht perfekt, aber wahnsinnig liebenswert.