Golden Globes 2013 Alles gut, Amerika!

Balsam für Ben Afflecks Seele: Bei den Oscar-Nominierungen galt er als einer der großen Verlierer, bei den Golden Globes durfte er sich nun doppelt freuen. So amerikanisch-versöhnlich wie sein Film "Argo" fielen auch die restlichen Auszeichnungen aus. Mit einer Ausnahme - den "Girls".
Golden Globes 2013: Alles gut, Amerika!

Golden Globes 2013: Alles gut, Amerika!

Foto: KEVIN WINTER/ AFP

Von Donnerstagmorgen bis Sonntagnacht hatte Ben Affleck online einen Namenszusatz: Oscar snub, bei den Oscars vor den Kopf gestoßen. Weil er bei den Academy Awards nicht als bester Regisseur nominiert worden war, hatten sich Filmfans im Internet und manche Kollegen in den vergangenen Tagen ausgiebig empört. Jetzt hat Affleck einen Golden Globe als bester Regisseur gewonnen, und sein CIA-Geiselthriller "Argo" wurde als bestes Drama ausgezeichnet. Es war nicht das einzige versöhnliche Zeichen dieses Abends in Los Angeles.

Hatte die Academy bei den Oscar-Nominierungen noch überraschenden Wagemut bewiesen und mit "Liebe" und "Beasts of the Southern Wild" einem fremdsprachigen Film und einer Indie-Produktion viel Ehre angedeihen lassen, gingen die Globes verlässlich an Großproduktionen mit viel amerikanischem Appeal. So geben Jessica Chastain als willenstarke CIA-Agentin in "Zero Dark Thirty", dem Thriller, der die Jagd auf Osama Bin Laden verarbeitet und Daniel Day-Lewis als charismatischer US-Präsident in "Lincoln" ein überaus staatstragendes Traumpaar bei den Drama-Hauptdarstellern ab. Genauso vorzeigbar sind die Gewinner Jennifer Lawrence ("Silver Linings") und Hugh Jackman ("Les Misérables") in der Rubrik Darsteller Komödie/Musical, beides mindestens genauso gute Entertainer wie Schauspieler.

Überhaupt "Les Misérables": Auch wenn mit Tom Hooper ein Brite Regie geführt hat und mit Hugh Jackman ein Australier die Hauptrolle spielt, dürften die drei Preise für das Musical vor allem ein Indikator dafür ein, welchen Erfolg der Film an den nordamerikanischen Kinokassen bereits hat (und noch haben wird). Dort schneiden Musicals und Tanzfilme ja häufig besser als im Rest der Welt ab. Und die Auszeichnung für Anne Hathaway als beste Nebendarstellerin dürfte ein Signal mit weiterreichender Bedeutung sein - nämlich in Richtung Oscars, wo sich ihr Stand als Favoritin in derselben Kategorie langsam festigt.

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Golden Globes 2013: Das sind die Gewinner

Foto: ROBYN BECK/ AFP

Die gewohnte Dosis Liebe für klassisch anmutende britische Produktionen verteilte die Hollywood Foreign Press Association in Form eines Globes an Adele für ihren Bond-Song "Skyfall" und an Maggie Smith als beste Nebendarstellerin in der BBC-Serie "Downton Abbey". Auch Damien Lewis (Bester Hauptdarsteller TV-Serie Drama) kommt aus Großbritannien, doch "Homeland", die Serie, für die er ausgezeichnet wurde, könnte amerikanischer nicht sein. Gelang der ersten Staffel noch eine leise, differenzierte Auseinandersetzung mit dem "war on terror" und seinen Folgen, setzte die zweite Staffel auf Knalleffekte, patriotisches Dröhnen und irre Wendungen. Vielen TV-Kritikern war der Wechsel in der Tonalität sauer aufgestoßen, doch die Globes ließen sich davon nicht beirren und zeichneten sowohl Hauptdarstellerin Claire Danes als auch die Serie überhaupt zum zweiten Mal in Folge aus.

Dem Falken unter den TV-Serien setzten die Globes eine Taube bei den TV-Filmen und Mini-Serien entgegen. Der Fernsehfilm "Game Change" zeichnet ebenso unterhaltsam wie still erschütternd nach, wie es dazu kommen konnte, dass 2008 mit Sarah Palin jemand für die Vizepräsidentschaft nominiert wurde, der für diesen Posten wohl so ungeeignet war wie nie jemand zuvor. Ed Harris spielt darin John McCain als den letzten aufrichtigen Republikaner, der dem Irrsinn der Tea Party noch etwas entgegensetzen wollte (und es nur zum Teil konnte). Zu Recht ist er - wie auch die glänzende Hauptdarstellerin Julianne Moore - ausgezeichnet worden.

Einen eigenen "game change" wagten die Globes nur in der Kategorie Comedy bzw. beste Hauptdarstellerin Comedy. Hier verzichteten sie auf populäre Optionen, wie Co-Moderatorin Tina Fey zum Abschluss ihrer Kultserie "30 Rock" einen Preis zu geben, und zeichneten mit "Girls" und Lena Dunham das aufregendste Format und die interessanteste Darstellerin aus. Bis auf diesen außergewöhnlichen Akzent zeigten sich Golden Globes in diesem Jahr insgesamt konservativ. Aber solange die Academy mit neuem Schwung Nominierungen verteilt, ergänzen sich die beiden Preise dann doch wie gewohnt äußerst gut.

Golden Globe Gewinner 2013

Bestes Drama: "Argo"
Beste Hauptdarstellerin Drama: Jessica Chastain, "Zero Dark Thirty"
Bester Hauptdarsteller Drama: Daniel Day-Lewis, "Lincoln"
Beste Komödie oder Musical: "Les Misérables"
Beste Hauptdarstellerin Komödie oder Musical: Jennifer Lawrence, "Silver Linings"
Bester Hauptdarsteller Komödie oder Musical: Hugh Jackman, "Les Misérables"
Beste Nebendarstellerin: Anne Hathaway, "Les Misérables"
Bester Nebendarsteller: Christoph Waltz, "Django Unchained"
Beste Regie: Ben Affleck, "Argo"
Bester fremdsprachiger Film: "Liebe" (Österreich)
Bester Animationsfilm: "Merida - Legende der Highlands"
Bestes Drehbuch: Quentin Tarantino, "Django Unchained"
Beste Filmmusik: Mychael Danna, "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger"
Bester Filmsong: Adele, "Skyfall"
Beste TV-Serie, Drama: "Homeland"
Beste Hauptdarstellerin TV-Serie, Drama: Claire Danes, "Homeland"
Bester Hauptdarsteller TV-Serie, Drama: Damian Lewis, "Homeland"
Beste TV-Serie, Komödie oder Musical: "Girls"
Beste Hauptdarstellerin, Komödie oder Musical: Lena Dunham, "Girls"
Bester Hauptdarsteller, Komödie oder Musical: Don Cheadle, "House of Lies"
Beste Miniserie oder TV-Film: "Game Change"
Beste Hauptdarstellerin, Miniserie oder TV-Film: Julianne Moore, "Game Change"
Bester Hauptdarsteller, Miniserie oder TV-Film: Kevin Costner, "Hatfields McCoys"
Beste Nebendarstellerin: Maggie Smith, "Downton Abbey"
Bester Nebendarsteller: Ed Harris, "Game Change"
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