Golden Globes Schwule Cowboys auf Oscar-Kurs
Los Angeles - Für das sogenannte schwule Kino war es ein großer Abend: Ang Lees bildgewaltiges Western-Drama um die homosexuelle Romanze zwischen einem Schafzüchter und einem Rodeoreiter, gespielt von Heath Ledger und Jake Gyllenhaal, war in sieben Kategorien nominiert und gewann gestern in Los Angeles vier der begehrten Golden Globes. "Brokeback Mountain" wurde von der Vereinigung der in Hollywood ansässigen Auslandspresse als bestes Drama ausgezeichnet, zusätzlich gab es Preise für die beste Regie, das beste Drehbuch (Diana Ossana und Larry McMurtry auf Basis einer Kurzgeschichte von E. Annie Proulx) und den besten Filmsong ("A Love That Will Never Grow Old").
Die Golden Globes gelten nach den Oscars, die am 5. März verliehen werden, als zweitwichtigster Filmpreis der USA. Wer die Gunst der etwa 80 Mitglieder der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) genießt, kann sich traditionell auch bei den Academy Awards beste Chancen ausrechnen. Mit Spannung darf nun also abgewartet werden, in wie vielen Kategorien "Brokeback Mountain" bei der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen am 31. Januar aufgeführt wird.
Trotzdem der Gewinner des Goldenen Löwen von Venedig derzeit mit Nominierungen und Preisen überhäuft wird, ist Ang Lees unorthodoxer Western in den USA nicht unumstritten. Vor allem Kirchen und christlich-konservative Gruppen werfen dem chinesisch-amerikanischen Regisseur ("Tiger & Dragon") vor, "mit raffinierten Mitteln" einen homosexuellen Lebensstil zu propagieren. Sollte "Brokeback Mountain" seinen Siegeszug fortsetzen, wäre es das erste Mal, dass ein Film, der Homosexualität als Hauptthema hat, die Oscars dominiert.
Als zweiter Sieger geht das Johnny-Cash-Biopic "Walk the Line" aus der 63. Golden-Globes-Verleihung hervor. James Mangolds Film wurde als bestes Musical ausgezeichnet, die Hauptdarsteller Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon gewannen jeweils die Schauspielerpreise in der Musical-Kategorie. Phoenix, der sich nun Oscar-Chancen ausrechnen kann, spottete in seiner Dankesrede: "Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich in der Komödien- und Musical-Kategorie gewinnen würde?"
Als bester Schauspieler in der Kategorie "Drama" wurde Philip Seymour Hoffman für seine Darstellung des homosexuellen Schriftsteller Truman Capote ausgezeichnet. Felicity Huffman erhielt den Schauspielerpreis in der selben Kategorie für ihre Rolle als Transsexuelle in "Transamericana". Huffman, bekannt aus der TV-Serie "Desperate Housewives", bekundete in ihrer Dankesrede ihren Respekt für all jene, "die Ausgrenzung, Ächtung und ein Leben am Rande der Gesellschaft auf sich nehmen, um zu werden, was sie wirklich sind".
George Clooney, der mit seiner Regie-Arbeit "Good Night, And Good Luck" nominiert war, ging leer aus. Sozusagen als Trostpreis erhielt er den Golden Globe als bester Nebendarsteller in dem Polit-Thriller "Syriana". Als beste Nebendarstellerin wurde Rachel Weisz für ihre Rolle in "Der ewige Gärtner" ausgezeichnet.
Den Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film gewann die deutsch-holländische Produktion "Paradise Now" über zwei palästinensische Selbstmordattentäter. Nominiert waren außerdem die französisch-deutsche Produktion "Joyeux Noel (Merry Christmas)", das südafrikanische Drama "Tsotsi" sowie die chinesischen Filme "Promise" und "Kung Fu Hustle".
Als beste TV-Serie in der Kategorie Drama wurde das Insel-Abenteuer "Lost" ausgezeichnet; als beste Komödie gewann "Desperate Housewives". Geena Davis erhielt den Golden Globe für ihre TV-Rolle als US-Präsidentin in "Commander-in-Chief". Für sein Lebenswerk wurde Anthony Hopkins mit dem Cecil B. DeMille Award geehrt.