»Goldene Himbeere« Schmähpreis-Nominierung für Zwölfjährige zurückgenommen

Die »Razzies« sollen die Oscars und das Filmgeschäft verspotten. Dass eine Kinderdarstellerin als »schlechteste Schauspielerin« nominiert war, sorgte für Protest. Nun wurde die Goldene-Himbeere-Nominierung zurückgenommen.
Ryan Kiera Armstrong und Zac Efron im Film »Firestarter«: Entschuldigung für Himbeerspott

Ryan Kiera Armstrong und Zac Efron im Film »Firestarter«: Entschuldigung für Himbeerspott

Foto: LMKMEDIA / ddp images

Seit 1981 werden die Golden Raspberry Awards vergeben, eine Art Anti-Oscars – die Verleihung findet am Vorabend der Academy-Awards-Gala statt –, bei der die besonders schlechten Leistungen des Filmjahrs prämiert werden. Die Schmähpreise werden in der Regel als heiterer Spott hingenommen; ein vielfach (lobend!) ausgezeichneter Schauspieler wie Tom Hanks, der 2023 gleich dreimal für Goldene Himbeeren nominiert ist, wird das sportlich nehmen. Wobei allerdings nur wenige Preisträger die Trophäe persönlich entgegengenommen haben: Halle Berry und Sandra Bullock zählen zu den wenigen Ausnahmen.

In diesem Jahr allerdings gab es nach der Bekanntgabe der Nominierungen (ebenfalls einen Tag vor denen für die Oscars) lauten Protest in den sozialen Netzwerken und in Artikeln. Nicht etwa, weil das Marilyn-Monroe-Biopic »Blond« so oft genannt wurde. Nein, es ging darum, dass in der Kategorie »Schlechteste Schauspielerin« Ryan Kiera Armstrong für ihre Rolle in dem Science-Fiction-Thriller »Firestarter« nominiert wurde. Armstrong ist erst zwölf Jahre alt.

Ein Kind so zu behandlen sei »monströs«, hieß es in den sozialen Medien, in denen sich auch andere Kinderstars zu Wort meldeten: »Die Razzies sind sowieso gemein und haben wenig Klasse« schrieb »WandaVison«-Darsteller Julian Hilliard auf Twitter, »aber ein Kind zu nominieren ist einfach abstoßend und falsch. Warum sollte man ein Kind der Gefahr verstärkten Mobbings aussetzen? Bessert euch!« Kritiker wie Jacob Stolworthy vom britischen »Independent«  äußerten sich in eine ähnliche Richtung und forderten sogar ein komplettes Ende der Razzies.

Nun hat John B. Wilson, der Initiator der Schmähpreise reagiert. Er richtete eine öffentliche Entschuldigung an die junge Schauspielerin und bedauerte jeglichen Schmerz, den die Entscheidung der Razzie-Jury ausgelöst habe. »Wir waren sehr unsensibel in diesem Fall«, sagte Wilson in dem Statement, aus dem US-Branchenmedien zitierten. Armstrongs Name sei vom Nominierungszettel gestrichen worden, aus dem die Preisträger ausgewählt würden. Zudem werde eine neue Regelung eingeführt, wonach in Zukunft keine Darsteller oder Filmemacher unter 18 Jahren nominiert werden dürfen.

Tatsächlich ist der Fall um die »Firestarter«-Darstellerin nicht ohne Vorgeschichte: Schon früher wurden Kinderstars für Razzies nominiert, so zum Beispiel Jake Lloyd für »Star Wars Episode 1« oder Macaulay Culkin, der 1995 gleich dreimal nominiert wurde. Razzies-Mitgründer Wilson brachte zu seiner Verteidigung in »Buzzfeed«  vor, dass Armstrong trotz ihres jungen Alters bereits eine erfahrene Schauspielerin sei. Dennoch: »Wir wollten lustig sein. Und in diesem Fall haben wir deutlich danebengelangt. Das muss ich zugeben.«

2022 nahmen die Razzie-Organisatoren bereits die Goldene Himbeere zurück, die an Bruce Willis verliehen worden war. »Wenn medizinische Umstände bei Entscheidungen oder Auftritten einer Person ein Faktor sind, dann ist es nicht angebracht, ihnen einen Razzie zu geben«, hieß es nach Bekanntwerden von Willis’ Aphasie-Erkrankung.

feb

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