Bilder eines Lebens Hardy Krüger – zwischen Hamburg und Hollywood

Schauspieler und Weltenbummler: Als einer der ersten Filmdarsteller Deutschlands nach 1945 spielte er auch in internationalen Produktionen mit. Bekannt wurde er mit Filmen wie »Einer kam durch«, »Der Flug des Phoenix« oder »Hatari!«. Am 19. Januar 2022 starb der Schauspieler und Schriftsteller Hardy Krüger in Palm Springs, Kalifornien.

Nazinachwuchs: Eberhard Krüger in der Uniform des Adolf-Hitler-Schülers. Am 12. April 1928 in Berlin-Wedding geboren, wurde Krüger 1941 auf der Ordensburg Sonthofen aufgenommen: eine von drei Kaderschmieden, in denen die Nationalsozialisten Führungspersonal ausbilden wollten. Zunächst war Krüger stolz auf seine Aufnahme, stellte aber schnell fest, dass ihm insbesondere alles Militärische dort zuwider war.

Heimatklamotte: Schöne Postbotin liebt unterbezahlten Kriminalassistenten – Hardy Krüger an der Seite von Gardy Granass in »Die Christel von der Post« von 1956 (Regie: Karl Anton). Obwohl Krüger nach dem Krieg in Deutschland große Erfolge feierte, ging er in den Fünfzigerjahren ins Ausland, um dort sein Glück zu versuchen.

Internationaler Durchbruch: Hardy Krüger als Oberleutnant Franz von Werra im englischen Film »The One That Got Away« (»Einer kam durch« von 1956). Regisseur Roy Ward Baker hatte die Chuzpe, wenige Jahre nach Kriegsende einen Film über einen guten Deutschen zu wagen – ein Glück für Krüger: Der Film machte ihn über Nacht zu einem internationalen Star.
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Schlachtengemälde: Hardy Krüger als SS-Gruppenführer Ludwig mit Maximilian Schell im englischen Kriegsfilm »Die Brücke von Arnheim« (1977, Regie: Richard Attenborough). Ein Heer von 1500 Statisten sowie internationale Filmstars wie Sean Connery, Laurence Olivier und Gene Hackmann wirkten mit bei dieser aufwendigen, knapp 50 Millionen D-Mark teuren Produktion über die »Operation Market Garden«: den tollkühnen gescheiterten Versuch der Alliierten, im September 1944 durch eine Luftlande-Aktion ins Ruhrgebiet vorzustoßen, um so den Krieg zu beenden.

Deutsch-französischer Schwank: Der gute deutsche Soldat trägt hier Pickelhaube und heißt Fritz Brösicke – Hardy Krüger in der Kriegskomödie »Die Gans von Sedan« von 1959 (Regie: Helmut Käutner).

»Das rote Zelt«: Zur Abwechslung spielt Krüger hier mal keinen sympathischen deutschen Soldaten, sondern einen schneidig-schwedischen Flieger namens Einar Lundborg; Sean Connery verkörpert den Polarforscher Roald Amundsen. Der sowjetisch-italienische Abenteuerfilm »Das rote Zelt« von 1969 (Regie: Michail Kalatosow) basiert auf einer wahren Begebenheit: Im Mai 1928 stürzte der italienische Tüftler Umberto Nobile mit seinem Luftschiff »Italia« in der Arktis ab. Ein Team um Amundsen machte sich auf, um die Italiener zu retten.

Schuldig oder nicht? »Gestehen Sie, Dr. Corda!« heißt dieser deutsche Krimi von 1958 (Regie: Josef von Báky). Krüger verkörpert einen Arzt namens Fred Corda, der ein Verhältnis mit der Krankenschwester Gabriele eingeht. Sie wird ermordet im Park aufgefunden – sofort fällt der Verdacht auf Corda. Zu Unrecht: Bösewichte gehören nicht zum Repertoire von Schauspieler Krüger.

Hübscher Fang: Die Dame, die Hardy Krüger hier ins Netz gegangen ist, heißt Liane, wird verkörpert von Marion Michael und trägt nur einen Lendenschurz. Ein Skandälchen im Jahr 1956, als der Film »Liane, das Mädchen aus dem Urwald« in die deutschen Kinos kam (Regie: Eduard von Borsody). Den Deutschen gefiel die schöne halb nackerte Wilde: Es wurde einer der größten Kassenhits der Fünfzigerjahre. Trotz des kommerziellen Erfolgs lehnte Krüger es danach ab, an weiteren »Liane«-Filmen mitzuwirken.
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Flirt in der Stadt der Liebe: Im Spionagethriller »Der Fuchs von Paris« von 1957 (Regie: Paul May) spielt Hardy Krüger den deutschen Panzerhauptmann Fürstenwerth, der 1944 in Paris auf die schöne Französin Yvonne trifft, dargestellt von Marianne Koch.

Hoch die Tassen! Hardy Krüger, Red Buttons und John Wayne in einer Barszene des US-Films »Hatari!« von 1962 (Regie: Howard Hawks). Bei den Dreharbeiten kam es zum Trinkduell zwischen Krüger und Wayne. Der Amerikaner trank dreifachen Cognac, sein deutscher Kollege einfachen Whisky. Krüger gewann dank einer List: Er hatte vor dem Barbesuch fünf Löffel Speiseöl geschluckt.

Tatort Wanne: Warum dieser Mann noch unbekümmert plantschen kann, obwohl im Film seine erste Ehefrau doch tot in einer Badewanne aufgefunden wurde? Hardy Krüger als Schriftsteller Paul mit seiner neuen Liebe Elise (Britt Ekland) im Thriller »Diabolisch« von 1972 (Regie: Andrea Bianchi, James Kelley). Als »oberflächlich und unglaubwürdig« kritisierte das »Hamburger Abendblatt« den Film.

Ein Preuße für Kubrick: Im englisch-amerikanischen Spielfilm »Barry Lyndon« von 1975 spielte Hardy Krüger den preußischen Hauptmann Potzdorf. Regie bei dem mit vier Oscars ausgezeichneten Film führte Stanley Kubrick. 2001 wurde der Schauspieler zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt, 2009 wurde ihm das Große Kreuz zum Verdienstorden vom Bundespräsidenten verliehen.

»Ich bin von Haus aus zum Nazi erzogen worden«: Der fünf- oder sechsjährige Eberhard Krüger mit Vater Max (l.), der großen Schwester Ilse sowie seinen Großeltern mütterlicherseits. Als überzeugter Nationalsozialist steckte Max Krüger seinen Sohn bereits im Vorschulalter in die Uniform des Deutschen Jungvolks, einer HJ-Jugendorganisation für die Jungen zwischen 10 und 14 Jahren.

Auf Papas Motorrad: Krüger als kleiner Junge mit Vater Max und Schwester Ilse. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise verlor der Ingenieur Max Krüger seine Arbeit – wie Millionen anderer Deutscher hielt er Adolf Hitler für den Retter der Nation. Nach dem Krieg wurde NSDAP-Mitglied Krüger von den Sowjets verhaftet. Erst Ende der Sechzigerjahre fand Hardy Krüger bei einem Dreh in Moskau heraus, dass sein Vater in einem sowjetischen Lager umgekommen war.

Mentor und Ersatzvater: Der Schauspieler Hans Söhnker (1903 bis 1981) – hier in »Die vier Gesellen«, einer Komödie von 1938. Krüger lernte den Ufa-Star 1943 bei den Dreharbeiten zum Propagandafilm »Junge Adler« kennen.

Neustart in der Hansestadt: Nach Kriegsende ging Krüger nach Hamburg und heuerte als Statist am Hamburger Schauspielhaus an. Zudem bekam er einen Job beim Jugendfunk der Engländer.

Küsschen, Küsschen: »Die Versuchung heißt Jenny« hieß dieser Film von 1964, Regie führte der Spanier Juan Antonio Bardem. Krüger spielte hier den jungen Franzosen Vincent, der sich bei einem Spanienausflug in die Barbesitzerin Jenny (Melina Mercouri) verliebt.

Hamlet aus dem Pott: Wie starb Vater? Das ist die Leitfrage des deutschen Films »Der Rest ist Schweigen« von 1959 (Regie: Helmut Käutner). Hardy Krüger spielte den Stahlhütten-Alleinerben John H. Claudius, der nach einem langen US-Aufenthalt ins Ruhrgebiet zurückkehrt und davon überzeugt ist, dass sein Vater ermordet wurde.

Westernheld: Hardy Krüger als »Potato Fritz« im gleichnamigen deutschen Western von 1975/76, Regie führte Peter Schamoni. Krüger fungierte hier übrigens nicht nur als kartoffelpflanzender Hauptdarsteller, sondern auch als Co-Produzent. Legendär in der Nebenrolle, mit wilder Lockenmähne und Vollbart: Fußballweltmeister Paul Breitner als Sergeant Stark.

Der Filmstar privat: Hardy Krüger 1971 mit seiner zweiten Ehefrau Francesca Marazzi und den gemeinsamen Kindern Malaika und Hardy junior. Aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Renate Densow stammt die Tochter Christiane Krüger, die ebenfalls zum Film ging. 1978 heiratete Krüger die Amerikanerin Anita Park, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.

Vier Musketiere: In dem britischen Kriegsfilm »Die Wildgänse kommen« von 1978 (Regie: Andrew V. McLaglen) spielt Hardy Krüger einen südafrikanischen Söldner, der versucht, einen Schwarzen zu retten. Das Foto zeigt Krüger mit den Filmstars Richard Burton, Roger Moore und Richard Harris.

Kindheitstraum: Hardy Krüger im Anschluss an die Dreharbeiten zu »Hatari!« im Cockpit eines Flugzeugs (aufgenommen 1961 beim Zwischenstopp in Hamburg). Schon als Kind träumte Krüger vom Fliegen – was er in den Vierzigerjahren als Adolf-Hitler-Schüler in der NS-Ordensburg Sonthofen lernte.

Himmelsstürmer: Richard Attenborough, James Stewart und Hardy Krüger im Abenteuerfilm »Der Flug des Phönix« von 1965 (Regie: Robert Aldrich). Krüger spielte den deutschen Modellflugzeug-Konstrukteur Heinrich Dorfmann, der aus dem Wrack einer abgestürzten Transportmaschine ein neues Flugzeug bauen will.

Abschied von der großen Leinwand nahm Hardy Krüger bereits im Jahr 1984. »The Inside Man – der Mann aus der Kälte« war der letzte Kinofilm, in dem er mitwirkte (hier mit David Wilson und Kare Mölder). Danach war er jedoch in zahlreichen TV-Filmen zu sehen, etwa in den Reisegeschichten »Hardys Bordbuch« und der Reihe »Weltenbummler«.

»Weltenbummler« hieß die Sendereihe, dank der Hardy Krüger seit 1987 kreuz und quer über die Kontinente reisen durfte und auch noch dafür bezahlt wurde. Acht Jahre lang entführte er die deutschen TV-Zuschauer in fremde Länder – erst nach 35 Folgen war Schluss mit dem beliebten Format. Eine besondere Liebe verband Krüger mit dem afrikanischen Kontinent. 13 Jahre lebte er dort und schrieb vor Ort 1970 sein erstes Buch: »Eine Farm in Afrika«.

»Wiedersehen im Herbst«: Mit diesem Zweipersonenstück tourten Mario Adorf und Hardy Krüger 1985/86 durch die Theater. Es geht um Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die sich als alte Männer wiedertreffen. Die beiden Schauspieler (Foto von 1986) standen bereits in jüngeren Jahren gemeinsam vor der Kamera, etwa in Alfred Weidenmanns »Bumerang« von 1960.

Hardy junior: Der Sohn von Hardy Krüger (3. v. l.) sieht aus wie sein Vater, trägt den gleichen Namen und ist auch noch Schauspieler geworden. Hier zu sehen in der ARD-Surfer-Serie »Gegen den Wind« an der Seite von Katrin Weisser und Katja Woywood sowie Ralf Bauer, Dennenesch Ninnig und Ivana Kamsy (1996).

Liebe seines Lebens: Mit seiner dritten Frau Anita Park war Hardy Krüger seit 1978 verheiratet. Er lernte sie 1976 in Tel Aviv kennen, auf der Suche nach internationalen Investoren für ein Filmprojekt. Mit der Fotografin und Autorin lebte Krüger abwechselnd in Palm Springs, Kalifornien und in Hamburg.