Ikone früher Aufklärungsfilme "Helga"-Darstellerin Ruth Gassmann gestorben

Treffen von Deutschlands zentralen Kräften der Aufklärung: Ruth Gassmann 1969 mit Oswalt Kolle an der Côte d´Azur
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Es war Deutschlands erster abendfüllender Aufklärungsfilm - und gleich ein riesiger Hit. 1967 sahen hierzulande fünf Millionen Menschen die weihevoll betitelte Anatomie-Recherche "Helga. Vom Werden des menschlichen Lebens", weltweit sollen es 40 Millionen gewesen sein. Erfolgreicher war in dem Jahr nur James Bonds fünftes Abenteuer "Man lebt nur zweimal". Helga-Darstellerin Ruth Gassmann, damals gerade 32 Jahre alt, wurde schlagartig berühmt.
Zwei weitere Male verkörperte die gebürtige Augsburgerin noch die junge Frau, die in den "Helga"-Filmen medizinisch korrekt und manchmal etwas umständlich in die Lust und die Last der menschlichen Paarungstechniken eingeführt wurde, 1968 in "Helga und Michael" sowie 1969 in "Helga und die Männer - Die sexuelle Revolution". Dann übernahm Oswalt Kolle die Rolle des Aufklärers der Nation.
Gassmann hatte zunächst Sport und Chemie studiert und war dann als Fotomodel zur Schauspielerei gekommen. In den USA spielte sie in einem Dutzend Folgen der TV-Westernserie "Rauchende Colts" mit. Später wechselte sie hinter die Bühne und arbeitete als Regieassistentin, unter anderem an der Oper des Saarbrücker Staatstheaters. Dort trat sie auch als Sängerin auf.
Ruth Gassmann hatte drei Kinder und lebte seit deren Geburt in Aschheim bei München. Sie habe die Zeit mit der Familie und den Enkelkindern sehr genossen, auch "mit Golf spielen und Skifahren bis in dieses Frühjahr hinein", sagte ihr Sohn. Wie er am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, starb seine Mutter nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren am Freitagabend in München.