Hollywood-Star Shelley Winters an Herzversagen gestorben
Los Angeles - Seit einem Herzanfall im vergangenen Oktober war Shelley Winters in einem Pflegeheim in Beverly Hills betreut worden, sagte ein Mitarbeiter der Einrichtung gegenüber US-Medien. Sie starb an Herzversagen.

Shelley Winters: Vom Pin-Up zum Charakterstar
Die 1920 als Shirley Schrift geborene Schauspielerin ist dem jüngeren Publikum als ebenso energische wie füllige Charakterdarstellerin bekannt, deren Charaktere am Ende ihrer Filme zumeist ein tragisches Ende finden. Zu den bekanntesten Szenen der späteren Karriere Shelley Winters' gehört wohl die spektakuläre Tauchszene in dem Katastrophenfilm "Poseidon Inferno" (1972): Als in die Jahre gekommene Wettkampfschwimmerin Belle Rosen rettet sie durch einen beherzten Tauchgang die Überlebenden an Bord eines gekenterten Kreuzfahrtschiffes - kommt dabei aber selbst zu Tode.
Dabei hatte Winters hatte ihre Hollywood-Karriere in den vierziger Jahren als flottes Pin-Up-Girl begonnen. Von ihrer Wohnungsgenossin Norma Jean Baker - alias Marilyn Monroe - lernte sie, wie man mit halb geöffnetem Mund und laszivem Schlafzimmerblick, den Kopf leicht in den Nacken geworfen, Erotik ausstrahlt. Später verkörperte Winters jedoch zumeist die härteren und derberen Frauenfiguren.
Die in St. Louis geborene Winters wuchs in Brooklyn auf und brach die Schule ab, um auf der Bühne Karriere zu machen. Die begann jedoch mit einer Enttäuschung: Beim Casting für die Rolle der Scarlett O'Hara im Film "Vom Winde verweht" (1939) fiel sie durch. Regisseur George Cukor empfahl ihr stattdessen den Besuch des Colleges. Ihren Schauspielunterricht an der New Theatre School und bei Charles Laughton verdiente sich Winters als Fotomodell. Ihr Bühnendebüt gab sie 1940. 1941 hatte sie großen Erfolg am Broadway mit "The Night Before Christmas".
Zunächst war sie ganz auf die Rolle der blonden Sexbombe festgelegt, wechselte später aber ins Charakterfach und galt ob ihrer Körpermaße als Idealbesetzung für dominante Mütterfiguren und ordinäre Matronen. Im Jahr 1960 erhielt sie für ihre Rolle der Nachbarin Frau von Daan in der Verfilmung des Tagebuchs der Anne Frank den Oscar als beste Nebendarstellerin. Die Trophäe stiftete Winters dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Ihren zweiten Oscar erhält Winters 1965 für ihre Nebenrolle in "Träumende Lippen". Eine Vielzahl von Filmen ist untrennbar mit ihrer Leinwandpräsenz verbunden. Das gilt etwa für die Rolle des Mädchens Pat in George Cukors "Ein Doppelleben" (1947) und die der schwangeren Arbeiterin Alice Tripp in George Stevens "Ein Platz an der Sonne" (1951), die von ihrem Geliebten, gespielt von Montgomery Clift, wegen der schönen und reichen Liz Taylor ermordet wird. Für die Rolle wurde sie für den Oscar nominiert, wie auch für ihre Darstellung in "Poseidon Inferno".
Winters drehte mit namhaften Regisseuren, darunter Stanley Kubrick, für den sie die liederliche Mutter in der Nabokov-Verfilmung "Lolita" von 1961 mimte. Sie spielte an der Seite von Weltstars wie Marlon Brando, Paul Newman, Robert Mitchum, James Stewart und Sidney Poitier. Mit zahlreichen Kollegen soll Winters auch Affären gehabt haben. Ihr Arbeitspensum war enorm: Sie spielte in fast 90 Filmen mit und stand daneben für zahllosen TV-Produktionen vor der Kamera. Man sah sie in Komödien und Gesellschaftsdramen ebenso wie in anspruchsvollen Rollen großer Klassikerverfilmungen.
Neben ihrer Filmkarriere fierte Shelley Winters auch Erfolge in Komödien und Musicals am Broadway. Mit Selbstironie kommentierte sie in einem Interview ihre zahlreichen Taucheinsätze in Filmen wie "Poseidon Inferno": "Unter Wasser bin ich ein Superstar." Ihren letzten Film, die Komödie "La Bomba", drehte sie 1999.
Winters war zunächst mit dem Verkäufer Paul Meyer aus Chicago, später mit den Schauspielern Vittorio Gassman und Anthony Franciosa verheiratet.