
Zeichentrickserie "Heidi" Anime-Legende Isao Takahata ist tot

Szenenbild aus "Heidi - Ein Sommer voller Glück"
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Szenenbild aus "Die Legende der Prinzessin Kaguya"
Foto: Universum
Der japanische Zeichentrickfilmregisseur und -produzent Isao Takahata ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in Tokio an Lungenkrebs, wie japanische Medien berichten. Als Mitgründer des legendären Studio Ghibli gilt Takahata als einer der Altmeister des Anime.
Sein erster Ruhm ging der Gründung von Studio Ghibli jedoch lang voraus: Schon in den Siebzigerjahren machte die Animeserie "Heidi" Takahatas Schaffen weit über Japan hinaus populär und sorgte dafür, ein westliches Publikum mit der Manga-Ästhetik vertraut zu machen. Takahatas jüngster Film "Die Legende der Prinzessin Kaguya" wurde 2015 für den Oscar in der Kategorie "Bester animierter Spielfilm" nominiert.
Szenenbild aus "Heidi - Ein Sommer voller Glück"
Foto: ddp imagesTakahata arbeitete nach dem Studium der französischen Literatur zunächst bei dem Zeichentrickstudio Toie Animation. Dort traf er auf den Animationsfilmregisseur Hayao Miyazaki, mit dem er zeitlebens eng zusammenarbeiten würde. Der internationale Erfolg von Miyazakis Film "Nausicaä aus dem Tal der Winde" (1984), den Takahata mitproduziert hatte, führte dazu, dass er und Miyazaki sich selbständig machten und 1985 das Studio Ghibli gründeten. Ihr Ziel: das japanische Disney zu werden.
Studio Ghibli entwickelte sich jedoch schnell zu einer ganz eigenständigen Marke, die weltweit für außergewöhnlich fantasievolle und einfühlsame Filme steht, darunter Klassiker wie "Mein Nachbar Totoro" oder "Chihiros Reise ins Zauberland".
Als Regisseur ist Takahata unter anderem für sein preisgekröntes Werk "Die letzten Glühwürmchen" international bekannt. Der Zeichentrickfilm thematisierte schonungslos die Schrecken des Krieges durch die Augen von Kindern. Der Stoff war autobiografisch geprägt: Während des Zweiten Weltkriegs hatte Takahata als Neunjähriger nur knapp einen Bombenangriff der US-Amerikaner überlebt. Aufgrund dieser Erfahrungen war Takahata auch einer der bekanntesten Kritiker der Remilitarisierungspolitik von Japans Premierminister Shinzo Abe.
Szenenbild aus "Die Legende der Prinzessin Kaguya"
Foto: UniversumTakahata zog in seinen Werken stets den von Hand gezeichneten Zeichentrick der computergenerierten Animation vor. Als Einflüsse nannte er immer wieder japanische Holzschnitte der Edo-Ära und speziell deren Meister Hokusai. "Es geht um die Essenz, die hinter einer Zeichnung steckt", sagte Takata zur Ästhetik von Studio Ghibli. "Wir möchten der Realität Ausdruck verleihen, ohne uns notwendigerweise einer realistischen Darstellungsweise zu bedienen. So spricht man die menschliche Fantasie an."
Takahatas Begräbnis ist für den 15. Mai angesetzt. Toshio Suzuki, ein Produzent von Studio Ghibli, sagte, er und Miyazaki würden eine große Abschiedszeremonie für den Tag planen. "Es gab noch so vieles, das er tun wollte", sagte Suzuki über Takahatas Tod. "Es bricht einem das Herz."
In einem Interview mit der Presseagentur AP hatte sich Takahata schon 2015 dazu geäußert, wie er zum Tode steht. "Alles muss im Tod ein Ende finden. Aber in einem Kreis, der sich stets wiederholt, wird es auch immer welche geben, die auf uns folgen werden."
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Der Produzent und Regisseur Isao Takahata galt als einer der Altmeister des Anime.
Schon in den Siebzigerjahren machte ihn die Zeichentrickserie "Heidi" weit über seine Heimat Japan hinaus berühmt.
Die Serie trug maßgeblich dazu bei, westliche Zuschauer mit der Manga-Ästhetik vertraut zu machen.
Ermutigt durch den Erfolg von "Nausicaä" machten sich Miyazaki (im Bild) und Takahata selbstständig und gründeten 1985 das Studio Ghibli.
Schnell wurde Studio Ghibli zu einem der führenden Animationsstudios, das für seine außergewöhnlich fantasievollen und empathischen Filme weltweit geliebt wird. Zu seinen Werken gehören Kinderfilmklassiker wie "Mein Nachbar Totoro".
Ghibli-Filme erreichen weit über Kinderkreise hinaus ein globales Publikum. "Chihiros Reise ins Zauberland" von 2001 wurde sowohl mit dem Oscar als auch als erster Animationsfilm mit dem Goldenen Bären auf der Berlinale ausgezeichnet.
Immer wieder griffen Ghibli-Filme Themen wie Umweltzerstörung auf und erzählten sie anhand von starken Mädchen- und Frauenfiguren, hier "Prinzessin Mononoke" von 1997.
Hauptsächlich war Takahata bei Studio Ghibli als Produzent tätig, doch auch als Regisseur reüssierte er. Sein Film "Die letzten Glühwürmchen" von 1988 ist ein aufwühlender Antikriegsfilm, in dem er seine eigene Erlebnisse als Kind während des Zweiten Weltkriegs aufgreift.
Innerhalb des Ghibli-Kosmos stand Takahata stets für das zarte, handgezeichnete Bild (hier eine Szene aus "Familie Yamada - Meine verrückten Nachbarn" von 1999. Computergenerierten Animationen stand er skeptisch gegenüber.
Takahatas letzte Regiearbeit war einer seiner größten Erfolge: "Die Legende der Prinzessin Kaguya" wurde 2015 als bester Animationsfilm für den Oscar nominiert.
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