Blockbuster unter Corona-Bedingungen "Tenet" spielt in den USA magere 20 Millionen Dollar ein

Szene aus"Tenet" von Christopher Nolan: Wettlauf um die Zukunft des Kinos
Foto: Courtesy of Warner Bros. Pictures / Warner Bros.Corona zwingt dazu, in neuen Kategorien zu denken. Früher wurden die Einspielergebnisse von Filmen in den USA gern hochgejubelt, indem sich die Marketingabteilungen der großen Filmstudios neue historische Messlatten ausdachten: "Bester Start eines Animationsfilms nach einem Feiertagswochenende" etwa oder "Erfolgreichste Komödie mit einer Frau in der Hauptrolle". Seit dem vergangenen Wochenende muss man im Hinblick auf "Tenet" hinzufügen: "Erster Blockbuster, der während einer Pandemie veröffentlicht wurde". Anlass zum Jubeln gibt das Einspielergebnis allerdings nicht.
20 Millionen Dollar setzte der Film von Christopher Nolan in den acht Tagen seit seinem Start in den USA und Kanada um. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 spielte Nolans Thriller "Inception" am Startwochenende allein knapp 63 Millionen Dollar ein. Das Studio Warner Bros., das "Tenet" produzierte, zeigte sich dennoch erfreut und betonte in einem Statement: "Wir befinden uns auf unbekanntem Territorium, jeder Vergleich mit der Welt vor Covid-19 wäre also ungerecht und ohne Basis."
Fakt ist allerdings, dass "Tenet" trotz der neuen Situation rund 200 Millionen Dollar gekostet hat, durch die Marketingkosten dürften eher 300 Millionen Dollar zusammenkommen. Weltweit beträgt das Einspielergebnis von "Tenet" inzwischen wenigstens insgesamt rund die Hälfte dieser Summe. In den USA haben nach Schätzungen des Branchenblatts "Variety" derzeit zwischen 65 und 70 Prozent der großen Multiplex-Kinos geöffnet. In einigen der wichtigsten Regionen wie Los Angeles, New York und San Francisco sind die Kinos allerdings noch immer geschlossen.
Insgesamt spielte "Tenet" in 2800 US-Kinos. Die Hoffnungen von Warner Bros. beruhen darauf, dass ihr Film in den nächsten Wochen keine starke Konkurrenz fürchten muss, weil kaum weitere große Filme starten werden. Insofern ist "Tenet" für Warner und ganz Hollywood ein Testballon: Kehrt das US-Publikum zurück, fühlt es sich durch Hygiene-Maßnahmen sicher? Das wird sich erst zeigen, wenn mehr Zeit vergangen ist.
Die wahre Konkurrenz ist allerdings auch nicht im Kino zu sehen, sondern auf dem heimischen TV-Gerät. Fast zeitgleich mit "Tenet" startete Disney seine Zeichentrick-Neuverfilmung "Mulan" auf seinem Streamingdienst Disney+. Der Film war ursprünglich auch für einen Kinostart gedacht, aber Disney disponierte um. Noch so ein Testballon: Sind Zuschauer bereit, für einen Film 22 Euro zusätzlich zu den Abo-Gebühren auszugeben? Zahlen hat Disney bisher nicht veröffentlicht. Aber der Zweikampf zwischen "Mulan" und "Tenet" könnte durchaus über die Zukunft des Kinos entscheiden.